Brandenburg: Knackpunkt „12/30“
Der Flughafen Schönhagen soll ausgebaut werden – die Gegner sammeln sich
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Der Flughafen Schönhagen soll ausgebaut werden – die Gegner sammeln sich Trebbin - Fernsehsender chartern hier Flugzeuge für Luftaufnahmen; Familien bestellen Ballonflüge; „Lufttaxis“ bringen Manager quer durch Europa; Sportflugzeuge werden repariert; Flugschulen geben Kurse zum Abheben – 46 000 Starts und Landungen pro Jahr erlebt der Flugplatz Schönhagen bei Trebbin. Es sollen mehr werden. „Bis 2011 hoffen wir auf 60 000 Flugbewegungen“, sagt Klaus-Jürgen Schwahn, Geschäftsführer der Flugplatzgesellschaft Schönhagen mbH. Schwahn klingt erleichtert, denn nach einem sechsjährigen Planfeststellungsverfahren hat er vom Landesamt für Bauen und Verkehr (LBV) seit Mitte September die Erlaubnis, den Flugplatz zu vergrößern: Die Hauptbahn „07/25“ darf um 300 Meter nach Osten und 50 Meter nach Westen länger werden und misst dann 1550 Meter. Dazu darf er auf 20 000 Quadratmetern Flugplatz-Fläche zusätzliche Gebäude bauen. Und: Die zur Hauptbahn vertikal stehende Grasbahn „12/30“ wird auf 700 mal 18 Metern asphaltiert. „In erster Linie“ ein Rollweg soll sie sein, sagt Schwahn. „Und ein Kompromiss.“ Denn eben diese Grasbahn „12/30“ ist der Teil des Flughafens, gegen den sich seit Jahren eine Bürgerinitiative im angrenzenden Ort Schönhagen besonders engagiert. „Diese Bahn zeigt genau auf uns. Wir haben Angst, dass irgendwann ein Flugzeug auf uns stürzt“, sagt Renate Thomas, Gründerin der Initiative. Auch andere Anlieger haben Bedenken. „Hinter Schönhagen liegt der Blankensee, an dem zum Beispiel Seeadler brüten – die Bahn muss eigentlich gedreht werden, damit die Tiere nicht vom Fluglärm gestört werden“, so Annette Prochnow. Sie ist die Vorsitzende des Landschaftsfördervereins Nuthe-Nieplitz-Niederung e.V.,der das direkt an den Flugplatz angrenzende Vogel- und Naturschutzgebiet betreut. Der Ausbau passe nicht zu dem von ihrem Verein favorisierte Konzept des sanften Tourismus in der Region. „Durch den größeren Verkehr werden die Grundstücke der Anwohner noch weniger wert sein“, befürchtet die Ortsbürgermeisterin von Schönhagen, Ramona Schmeier. Sie will nun, wie die anderen Gegner auch, die Möglichkeiten einer Klage gegen die erteilte Baugenehmigung prüfen. Selbst Thomas Berger, Bürgermeister von Trebbbin, erwägt den Gang vor Gericht: „Es wird geprüft, wenn ich mehr weiß.“ Er sei froh über den generellen Ausbau und den Flughafen an sich, aber „enttäuscht“ über die Pläne mit der „12/30“ Doch kennt außer dem LBV und dem Betreiber noch niemand den genauen Planfestellungsbeschluss. Am 4. Oktober wird er öffentlich gemacht, dann liegt er 14 Tage lang aus. Danach besteht eine vierwöchige Einspruchsfrist. Der Flugplatzchef glaubt nicht, dass es viel Widerstand geben wird. „Es wurde auf alle Widersprüche der letzten Jahre eingegangen“, sagt Klaus-Jürgen Schwahn. Der Ausbau sei nötig gewesen, weil der Flugplatz sonst nicht mehr aktuellen europäischen Sicherheitsstandards entsprochen hätte. Zudem könnten nun Zwölf-Tonnen-Maschinen landen – bisher ist nur rund die Hälfte zugelassen. „Ein Airbus wir hier aber nicht landen können.“ Durch die zusätzliche Baufläche sei die Neuansiedlung von Unternehmen möglich. „Wir platzen aus allen Nähten.“ Und: Die umstrittene „12/30“ werde nur als Landebahn genutzt. „Hier finden nur zwei Prozent aller Flüge statt, also ein bis zwei pro Tag.“ Doch daran glauben die Gegner des Ausbaus nicht. „Was wissen wir, ob nicht in 20 Jahren dann doch mehr geflogen wird, wenn die “12/30“ erst einmal asphaltiert ist“, fragt zum Beispiel Landschaftsschützerin Annette Prochnow. Und: „Mitte der 90“er hat man uns gesagt, dass nicht ausgebaut werde – und nichts davon ist eingehalten worden.“ Henri Kramer
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