Brandenburg: Knut für die Welt
Der erste Auftritt des kleinen Eisbären verzückt Zuschauer und Medien
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Berlin - Knut stiehlt allen die Show. Da treffen sich am Sonntag die 27 Staats- und Regierungschefs Europas in Berlin um den 50. Geburtstag der Europäischen Union zu feiern, aber die Welt interessiert sich nur für einen kleinen Eisbären. Um 10.15 Uhr tapst Knut am Freitag auf die Bühne der Weltöffentlichkeit. Ein Raunen geht durch die Menge der mehreren Hundert Journalisten, Fotografen und Fernsehteams aus aller Welt, die sich um die Braunbärenanlage im Zoologischen Garten drängeln. Rund tausend Zuschauer sind erschienen. Einige Schulklassen, deren Wandertag zum Knuttag wird, schreien „...3,2,1: Knut“. Der kleine Bär, dreieinhalb Monate, zeigt sich mediengewandt – ihm ist Nervosität anzumerken.
Er hält die Nase in die Luft und schnuppert, schaut mit seinen kleinen schwarzen Augen selbstsicher in die Runde. Neben Knut treten Zoochef Bernhard Blaszkiewitz und Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD) in den Ring, der, so kommentiert eine ältere Berlinerin ganz vorne am Geländer, im Bärenzwinger auch „keine schlechte Figur“ machen würde. Gabriel verweist auf das Aussterben der Eisbären in der Arktis, deren Lebensraum durch den Klimawandel bedroht werde. Der Minister hat Knut zum Maskottchen für die Naturschutzkonferenz im Jahr 2008 in Bonn erklärt. Der kleine Eisbär sei ja fast bekannter als ein Popstar. Gabriel streichelt den Eisbär, was dieser mit einem Kopfschütteln quittiert.
Für den gemeinsamen Auftritt, der dem Minister an diesem Freitag zu internationaler Aufmerksamkeit verhilft, will er sich erkenntlich zeigen – Zoodirektor Blaszkiewitz regte ein Futter-Sponsoring an. Ob Gabriel selbst oder das Bundesumweltministerium dafür zahlt, war am Freitag nicht zu erfahren. Im Zoo hatte man vor dem Auftritt befürchtet, dass Knut den Minister beißen könnte. Doch die Aufmerksamkeit des Eisbären gehört allein seinem Pfleger Thomas Dörflein. Dieser hatte schon die Nacht bei Knut verbracht und die Tür zum Käfig abgeschlossen, um voreiligen Fotografen den Weg zu versperren.
Mehr als eine Stunde zeigten sich Knut und Pflegevater Dörflein dem Publikum. Dörflein stellt sich mit Gummistiefeln in den Wassergraben, doch Knut will ihm noch nicht folgen. Dann legt sich der Pfleger auf den Bauch und Knut turnt auf seinem Rücken herum. Er leckt Dörflein das Gesicht ab und wird dafür liebevoll am Rücken gestreichelt. „Ist der süüüß“, hallte es über die Absperrungen. Doch Dörflein und Knut sind wie entrückt.
Dabei hat der Rummel um Knut längst Ausmaße erreicht, die über alles hinausgehen, was der Berliner Zoo jemals erlebt hat. Die britische „Daily Mail“ widmete ihm eine Titelseite, der „Independent“ eine Doppelseite, auch die „New York Times“ berichtete. Vor dem Bärengehege haben Reporter der Nachrichtensender CNN und BBC Position bezogen, selbst ein baskischer Regionalsender hat ein Team geschickt.
Ab heute ist Knut täglich von 11 und 13 Uhr im Brillenbärenanlage zu sehen.
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