Brandenburg: Kohlegegner rüsten zum Kampf um ihre Heimat
Aktionsbündnis plant umfangreiche Proteste gegen die Abbaggerung dreier Dörfer in der Lausitz
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Guben/Schenkendöbern- In den von Abbaggerung bedrohten Lausitz-Dörfern am geplanten Tagebau Jänschwalde-Nord formiert sich der Widerstand. Die Bewohner von Atterwasch, Grabko und Kerkwitz bei Guben und auch der Anrainer-Gemeinden rüsten zum Kampf um ihre Heimat. Für Mittwochabend hatte das in der vorigen Woche in der Atterwascher Kirche gewählte Aktionsbündnis zur konstituierenden Sitzung des Agenda-Rates eingeladen und Strukturen sowie weitere Aktionen und Aufgaben gegen die drohende Abbaggerung beschlossen.
Seit der Energiekonzern Vattenfall im September Pläne zum Aufschluss neuer Tagebaue und zur damit notwendigen Umsiedlung der drei Orte bekanntgab, regt sich Widerstand. „Abbaggerung und Vertreibung – nicht mit uns“, hatten protestierende Dorfbewohner in der vorigen Woche auf ihre Plakate vor dem Gemeindebüro in Atterwasch geschrieben. Die meisten mussten auf der Straße bleiben, als Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) im Gemeindehaus mit dem neuen Aktionsbündnis „Lokale Agenda 21 – Gemeinde Schenkendöbern“ hinter verschlossenen Türen diskutierte.
„Außer einem Vorschlag zur Moderation zwischen den Kohlegegnern, der Landesregierung und dem Energiekonzern Vattenfall hat es in der Sache jedoch keine Annäherung gegeben“, sagt Peter Jeschke (CDU), Bürgermeister der Großgemeinde Schenkendöbern, zu der alle betroffenen Orte gehören. Platzecks Standpunkt, dass die Braunkohlegewinnung alternativlos sei, hatte die Gemüter erregt. Die Aufforderung von Spree-Neiße-Landrat Dieter Friese (SPD), die Einwohner sollten sich vorher noch ihre Türklinken vergolden lassen, anstatt Widerstand zu leisten, brachte dann das Fass zum Überlaufen.
„Die Fronten haben sich weiter verhärtet“, sagt der Ortsbürgermeister von Atterwasch, Ulrich Schulz (parteilos). Als Vorsitzender des 15-köpfigen Agenda-Rates war der Bürgermeister der 13 Ortsteile zählenden Großgemeinde Schenkendöbern vorgeschlagen worden. Seine Stellvertreter sollen aus dem Kreis der Ortsbürgermeister von Atterwasch, Grabko und Kerkwitz kommen.
Vier Arbeitskreise sollen sich künftig um die unmittelbar von der Abbaggerung betroffenen rund 900 Menschen sowie die Einwohner an der Tagebaukante kümmern. Gemeinsame Aktionen und Veranstaltungen zur Verhinderung des Tagebaus Jänschwalde-Nord sowie die Öffentlichkeitsarbeit sollen von zwei weiteren Arbeitskreisen gebündelt werden. Als Koordinierungs- und Beratungsstelle ist ein Agenda-Büro im ehemaligen Konsum in Kerkwitz geplant. Auch eine eigene Homepage soll ins Internet gestellt werden.
„Wichtigste Aufgabe für eine nachhaltige Entwicklung der drei durch den Tagebau gefährdeten Dörfer ist jetzt ein Einspruch unseres Gremiums gegen den Landesentwicklungsplan“, sagt der Ortsvertreter von Grabko im Aktionsbündnis, Egmont Rauschel. Bis zum 15. Januar 2008 könne die Gemeinde Schenkendöbern im Anhörungsverfahren noch widersprechen und so die der Braunkohle bisher eingeräumte höchste Priorität für das öffentliche Gemeinwohl noch durch eine kommunale Vorrangigkeit ersetzen.
„Bleibt die Formulierung im Landesentwicklungsplan so stehen, ist die kommunale Selbstverwaltung der Gemeinde Schenkendöbern nicht mehr gewährleistet“, befürchtet der Kerkwitzer Ortsvertreter Steffen Krautz. Hauptgegner sei also zunächst nicht der Energiekonzern, sondern die Landesregierung. Der Einspruch zum Landesentwicklungsplan sei der erste Schritt, um den Neuaufschluss des Tagebaus Jänschwalde-Nord noch zu verhindern. Brita Beyer
Brita Beyer
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