Von Johann Legner: Kooperation in schwierigen Zeiten
Moskau will bestehende Kontakte zu Brandenburg ausbauen und eigene Strukturen modernisieren
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Potsdam - Die Stadt Moskau will ihre Kooperation mit dem Land Brandenburg ungeachtet der schweren Wirtschaftskrise in Russland fortsetzen. Bei den alljährlich stattfindenden Gesprächen einer Arbeitsgruppe, auf denen gemeinsame Projekte abgesprochen werden, sei deutlich geworden, dass der russischen Hauptstadt weiterhin sehr an einem Ausbau der Zusammenarbeit gelegen sei, sagt Staatssekretär Gerd Harms von der Potsdamer Staatskanzlei, der am Wochenende aus Moskau zurückkehrte.
Dass in Russland wegen der zurückgehenden Steuereinnahmen viele Kommunen vor erheblichen Problemen stehen, habe bislang keine spürbaren Auswirkungen auf die gemeinsamen Projekte aus den Bereichen Logistik, Infrastruktur und der Agrarwirtschaft. Auch die geplante Kooperation zwischen dem neuen Schönefelder Flughafen BBI und Moskau-Vnukovo sei dadurch nicht gefährdet. Neu sei das starke Interesse der russischen Seite, an den Erfahrungen deutscher Stellen im Bereich der behördlichen Bauaufsicht und -planung. Ganz generell ließen die russischen Partner wieder verstärkt erkennen, dass sie eine Kooperation auch wegen der notwendigen Modernisierung ihrer eigenen Strukturen anstrebten, sagt Harms. So sei die Moskauer Stadtverwaltung beispielsweise sehr daran interessiert, zu erfahren, wie in Deutschland versucht werde, die Integration behinderter Menschen in das gesellschaftliche Leben zu erleichtern. Auch bestehe großes Interesse an Erfahrungen im Bereich der erneuerbaren Energien. Der Austausch von Verwaltungspraktikanten werde fortgesetzt.
Das Moskauer Stadtarchiv hat Brandenburg für das kommende Jahr eine Ausstellung vorgeschlagen, in der es Dokumente zur preußisch-russischen Geschichte präsentieren will.
Die Bemühungen der Landesregierung, im Gebiet Kaluga, dem nahe Moskau gelegenen Automobilzentrum des Landes die Aktivitäten Brandenburger Firmen zu fördern, sind nach den Informationen von Harms derzeit noch nicht durch den weltweiten Einbruch dieser Industrie betroffen. Den dort tätigen deutschen Firmen wie VW und BMW gehe es vergleichsweise gut, ihr Absatz sei stabil. Die russische Regierung versucht den Automobilmarkt gegen Produzenten, die Fahrzeuge importieren, abzuschotten.
Harms sagt, man spüre ganz deutlich, dass „in Russland einen Gang runter geschaltet wird“. Dies führe auch dazu, dass Kooperationspartner auf eine größere Nachdenklichkeit und gestiegenes Interesse stoßen würden. Die Bereitschaft, die bestehenden Kontakte auszubauen und weiter zu nutzen, sei gewachsen.
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