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Brandenburg: Körtgen muss den Posten räumen
Aufsichtsräte Wowereit und Platzeck sehen selbst keine Versäumnisse
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Berlin - Der neue Flughafen Berlin-Brandenburg in Schönefeld soll am 17. März 2013 in Schönefeld eröffnet werden, nachdem der Termin 3. Juni 2012 nicht mehr zu halten war. Der für die Verschiebung verantwortlich gemachte Flughafengeschäftsführer Manfred Körtgen muss das Unternehmen verlassen, und auch die für die Bauüberwachung zuständige Projektgesellschaft BBI der Architekturbüros gmp und JSK verliert ihren Auftrag. Dies ist das Ergebnis der Marathonsitzung des Aufsichtsrats, die in der Nacht zum Donnerstag um 2.15 Uhr zu Ende gegangen war.
Das Aufsichtsgremium selbst sieht unter seinem Vorsitzenden Klaus Wowereit und seinem Stellvertreter Matthias Platzeck keine Versäumnisse in den eigenen Reihen. Dabei werden beide vom Staatssekretär Rainer Bomba aus dem Bundesverkehrsministerium unterstützt, der ebenfalls im Aufsichtsgremium sitzt.
Die Kontrolleure der Geschäftsführung hatten regelmäßig hartnäckig nachgefragt, auch bei den vorgelegten Berichten zum Stand der Arbeiten, sagten die drei am Donnerstag übereinstimmend. Die Planer hätten aber stets versichert, den Termin halten zu können – trotz der unstrittig vorhandenen Probleme. Deshalb habe er „nie und nimmer“ daran gedacht, dass der Termin verschoben werden müsse, sagte Wowereit.
Nach intensiven Gesprächen in der Sitzung des Aufsichtsrats, deren erste Runde mit dem Projektausschuss am Mittwoch um 11 Uhr begonnen hatte, habe man die Schwachpunkte in der Planung erkannt, so Wowereit. Angehört wurden rund 20 Vertreter von Baufirmen, Planungsbüros und Fluggesellschaften. Bereits 2010 sei die Verspätung eingeleitet worden; durch die Insolvenz eines Ingenieurbüros, das für die technische Gebäudeausstattung zuständig war. Dazu gehört auch das Brandschutzsystem, das jetzt nicht rechtzeitig fertig geworden ist. Damals hätten die Planer aber versichert, die Probleme rechtzeitig in den Griff zu bekommen. Zudem seien die vorgelegten Pläne nicht ausreichend gewesen, was dazu geführt habe, dass Baufirmen nicht wie vorgesehen arbeiten konnten. Der Vertrag mit der Planungsgemeinschaft BBI werde deshalb aufgelöst.
Auch der für den Ausbau zuständige Flughafengeschäftsführer Manfred Körtgen muss gehen. Sein Vertrag soll zum 1. Juni aufgelöst werden, einen Nachfolger gibt es noch nicht. Die Verschiebung der Inbetriebnahme um knapp zehn Monate wird von Air-Berlin-Chef Hartmut Mehdorn heftig kritisiert. Dies führe zu erheblichen wirtschaftlichen Problemen der Airline. Einen Termin im Oktober hätte Mehdorn dagegen akzeptiert. Dies sei jedoch nicht zu schaffen, sagte Flughafenchef Schwarz. Die für den Tourismus zuständige Visit Berlin befürchtet keine Auswirkungen auf den Besuchsverkehr. Allerdings könnte sich die Einführung neuer Langstreckenflüge verzögern, sagte Visit-Berlin-Geschäftsführer Burkhard Kieker.
Berlins Regierender Bürgermeister muss indes am heutigen Freitag über das Debakel um den Hauptstadtflughafen Rede und Antwort stehen. Der Verkehrsausschuss des Abgeordnetenhauses beschäftigt sich in einer Sondersitzung mit der abermals verschobenen Eröffnung des Airports. Von Wowereit als Aufsichtsratschef und Geschäftsführer Rainer Schwarz wollen die Abgeordneten die Gründe dafür erfahren; und sie wollen klären, warum der Bauverzug erst in der vergangenen Woche bekanntwurde.
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