
© Klaus-Dietmar Gabbert/dapd
Brandenburg: Krampnitz-Affäre: Speer teilt aus Ex-Minister Rainer Speer wird vom Untersuchungsausschuss vernommen:
Er bestreitet jeden Schaden beim Verkauf der Kaserne und der BBG
Stand:
Potsdam - Er korrigiert nichts. Von Reue, kritischer Selbstreflexion eigener Fehler keine Spur, nicht einmal den leisesten Hauch davon. Das machte Rainer Speer, 53 Jahre, Ex-Finanzminister in Brandenburg, einst engster Vertrauter von Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD), sofort klar. Da hatte seine Vernehmung als Zeuge im Untersuchungsausschuss des Landtages zur Krampnitz-Affäre noch gar nicht begonnen. Speer, Turnschuhe, schwarzes Jacket, braungebrannt, etwas schlanker als früher, erst vor ein paar Wochen vom Einsatz als ehrenamtlicher Entwicklungshelfer in Afrika zurück, kam am Dienstag etwas früher. Er fläzte sich in einen Sessel vor dem Beratungssaal 306, in dem sonst die SPD tagt. Er verkündete fragenden Journalisten prompt, dass beim Verkauf der Brandenburgischen Bodengesellschaft (BBG) im Jahr 2006 und der 112 Hektar großen Krampnitz–Kaserne in Potsdam im Jahr 2007 in seiner Verantwortung für das Land kein Schaden entstanden sei. Und er tat gleich noch kund, was er vom Untersuchungsausschuss hält: nichts. Überflüssig sei der. Er hoffe, dass es schnell gehe, er wolle zum SPD-Ortsverein in Falkensee, „zur Weihnachtsfeier“.
Ja, so teilte der Mann, der einmal der zweitmächtigste im Lande war und 2010 wegen einer Unterhaltsaffäre zurücktrat, noch einmal kräftig aus, erst draußen, dann drinnen. In der unnachahmlichen direkt-rotzigen Art, wie einst. Die Krampnitz-Kaserne verscherbelt? „Was ist denn jetzt mit der Liegenschaft? Sie kostete dem Land Geld, wir hatten sie verkauft. Jetzt liegt sie wieder beim Land und kostet wieder Geld. Die Frage, wo der Schaden liegt, können Sie selbst beantworten!“ Sein Amtsverständnis sei es gewesen, solche Kosten für das Land zu vermeiden. Und die Rüge des Landesrechnungshofes, der Versäumnisse feststellte? „Ich halte die Auffassung für falsch.“ Die Untreue-Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen Ex-BBG-Chef und Kumpel Frank Marczinek? Das Gutachten, nach dem die für 4,1 Millionen Euro verkaufte Krampnitz–Kaserne damals bereits knapp zehn Millionen Euro wert war, heute sogar im boomenden Potsdam mit immer knapperem Wohnbauland 29 Millionen Euro wert wäre. „Gutachten sind das eine, die Realität ist das andere, dazwischen bewegt sich das Leben“, erklärte Speer. Den Preis regele der Markt. „Die Alternative wäre ein Ministerium für Preisbildung. Die Mondsummen, die hier im Raum stehen, sind doch illusorisch. Die Stadt Potsdam bietet jetzt einen Euro. Das sagt alles“, erklärte Speer. „Wenn es ein Filetgrundstück wäre, dann wäre es längst entwickelt. Punkt.“, sagte er. Nur indirekt und erst auf Nachfrage des amtierenden Ausschusschefs Dierk Homeyer (CDU) gestand er ein, dass er damals als Finanzminister mindestens blauäuig war. Er hatte dem Landtag den dänischen Investor Lars Thylander als Käufer der Immobilie präsentiert, der aber niemals Käufer oder involviert war, sondern der schillernde Advokat Ingolf Böx. Thylander habe bei einem Termin in seinem Büro Interesse bekundet. Dass Thylander gar nicht dabei war, habe er erst 2010 erfahren, als alles hochkochte. „Wenn ich es damals gewusst hätte, dann wäre ich tätig geworden, um die Bonität nachzuprüfen.“
Das wars, Überraschungen blieben aus. Auch sonst hielt er sich bedeckt, als er von Journalisten nach seinen Aktivitäten seit dem Rücktritt befragt wird. Was er jetzt tut? „Ich arbeite.“ Nein, mehr nicht, er sei jetzt Privatperson. Hat er Entzugserscheinungen nach der Politik? „Ich bin 1989 in die Politik gespült worden. Und ich bin wieder weggespült worden. Es war nie mein Ziel. Ich bin nicht unzufrieden.“ Dann zitierte Rainer Speer den Eckensteher Nante, das von Zille gemalte Berliner Original: „Lebenslauf, ick erwarte Dir.“ Thorsten Metzner
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