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Untersuchungsausschuss: Krampnitz: Investoren sehen Potsdam-Kartell
Im Kasernen-Deal sehen sich die ins Zwielicht geratenen Investoren nun als Opfer – der Stadt. Ob dem Land Brandenburg wegen des Verkaufs des Kasernengeländes in Potsdam-Krampnitz 2007 ein finanzieller Schaden entstanden ist, bleibt zwischen Regierung und Opposition umstritten.
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Potsdam - Die Käufer des Kasernengeländes in Potsdam-Krampnitz wittern nun sogar eine Intrige durch eine „Potsdamer Connection“, die selbst scharf auf die 112-Hektar-Immobilie im Norden der Landeshauptstadt ist. Diesen Verdacht äußerte Rolf Haferkamp, der als Vertreter der Käufer, der TG Potsdam, am Dienstag als Zeuge im Untersuchungsausschuss des Landtages zur Aufklärung der Krampnitz-Affäre vernommen wurde. Offenbar gehe es um wirtschaftliche „Partikularinteressen“, sagte der 49-jährige Unternehmer, der im Zusammenhang mit dem Konfrontationskurs der Stadt gegenüber der TG-Gruppe wörtlich von einer „Potsdam-Connection“ sprach.
Er nannte den Namen des früheren Geschäftspartners beim Krampnitz-Projekt und Berliner Immobilienentwicklers Maruhn, den des Geschäftsführers der städtischen Potsdamer Polo-Gesellschaft Eberhard Jesse, die von der Stadt mit Voruntersuchungen für die Krampnitz-Kaserne beauftragt wurde. Polo soll von der Stadt privatisiert werden, einer der Bewerber ist, wie berichtet, Jesse selbst. Und Haferkamp ließ in diesem Zusammenhang den Namen des Potsdamer Baubeigeordneten Matthias Klipp (Grüne) fallen, der jüngst den Abbruch aller Verhandlungen mit der TG Potsdam und die Unwirksamkeit des mit den Krampnitz-Käufern geschlossenen städtebaulichen Vertrages verkündet hatte. Maruhn, der zwischenzeitlich am Krampnitzer Projekt beteiligt gewesen sei, ehe man sich von ihm getrennt habe, versuche erneut, an die Immobilie heranzukommen, sagte Haferkamp.
Den Auftritt vor dem Untersuchungsausschuss nutzte er für für Bekundungen, dass beim Kauf der Immobilie vom Land alles rechtens zugegangen sei. Kein anderer Bieter habe damals mehr geboten als die TG Potsdam, die damals die dänische Thylander-Gruppe über Vertragsbeziehungen im Hintergrund gehabt habe. Wie berichtet, ermittelt die Staatsanwaltschaft Potsdam gegen Geschäftsführer der vom Land privatisierten Brandenburgischen Boden Gesellschaft (BBG), Frank Marczinek, wegen des Verdachts der Untreue. Die BBG hatte die Landesimmobilie Krampnitz als Treuhänder 2007 für knapp fünf Millionen Euro an die TG Potsdam – gegründet vom Hannover Anwalt Ingolf Böx – veräußert hatte. Auch ein Gutachten im Auftrag der Staatsanwaltschaft sieht einen Schaden für das Land von mehr als einer Million Euro.
Die gestrige Zeugenvernehmung war ein Katz- und Maus-Spiel. Schon das konkrete Vertragsverhältnis zwischen Haferkamp und Böx blieb unklar. Haferkamp sagte aus, man sei 2007 auf Krampnitz aufmerksam geworden und habe den Potsdamer Unternehmensberater Thilo Steinbach, den er aus dem Wirtschaftsrat der CDU kannte, wegen seiner „lokalen Expertise“ eingeschaltet. Steinbach gilt als Freund von Ex-Minister Rainer Speer, in dessen Amtszeit als Finanzminister der Verkauf fiel. Er habe mit Speer selbst, den er lange vorher kannte und mit dem er Rotwein getrunken habe, während des Verkaufes selbst nichts zu tun gehabt, sagte Haferkamp, der einst auch an der Privatisierung der Potsdamer Wasserbetriebe beteiligt war. BBG-Geschäftsführer Frank Marczinek kenne er ebenfalls schon länger, als Abbruchunternehmer aus der Lausitz. An den direkten Verkaufsverhandlungen zu Krampnitz war Haferkamp selbst nach der Aussage persönlich nicht beteiligt.
Haferkamp betonte, dass die Krampnitz-Käufer das Projekt, in das man nach bereits 2,5 Millionen Euro investiert haben, weiter durchziehen wollen: „Wir haben einen langen Atem.“ Alle Verträge, ob zum Grundstücksverkauf oder die städtebauliche Vereinbarung mit Potsdam, seien wirksam, sagte er. „Wenn man uns weiter Steine in den Weg legt, dann lassen wir das rechtlich klären“.
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