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Brandenburg: Krankmeldung legt Ringbahn lahm

Drei Stunden Stillstand wegen Personalmangels

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Berlin - Fahrgäste der S-Bahn sind zwar einiges gewohnt, aber diese Überraschung erstaunte auch Routiniers: Weil sich eine Fahrdienstleiterin kurz vor Beginn ihrer Schicht im Stellwerk Treptower Park krankgemeldet hatte, wurde in der Nacht zum Sonntag der Verkehr auf dem Ring drei Stunden lang unterbrochen: Zwischen Neukölln und Treptower Park fuhren von Mitternacht bis morgens um drei gar keine Züge, während zwischen Ostkreuz und Baumschulenweg zumindest noch eine Bahn pendelte. Normalerweise wird der Ring in Wochenendnächten bis etwa ein Uhr alle zehn Minuten befahren, danach im Viertelstundentakt. Nach Auskunft eines Bahnsprechers war die Mitarbeiterin schon auf dem Weg zum Dienst, als sie sich krankmeldete. Da man auf die Schnelle partout keinen Ersatz habe finden können, sei die vorherige Schicht des Kollegen um zwei Stunden verlängert und der Nachfolger früher zum Dienst gerufen worden. Dazwischen sei die dreistündige Lücke geblieben.

Insgesamt hat die Bahn nach eigenen Angaben zwölf Mitarbeiter für die drei Schichten auf dem Stellwerk zur Verfügung. Da das Personal für jeden Streckenabschnitt speziell ausgebildet sei, könne man auf die Schnelle niemanden von anderen Stellwerken rekrutieren.

Der Fahrgastverband Igeb gibt sich damit nicht zufrieden: „So etwas darf nicht passieren“, sagt Igeb-Vizechef Jens Wieseke. „Und ich erwarte, dass am Sonntagmorgen eine Entschuldigung rausgeht.“ Die Bahn kontert, sie habe immerhin eine Verkehrsmeldung an die Radiosender verschickt. Wieseke findet die Kommunikation der Bahn umso bedenklicher, als eine schnelle und klare Information in Zeiten von Terrorwarnungen auch die Fahrgäste beruhigen würde. Außerdem sei der jetzt betroffene Abschnitt erst vor drei Wochen nach einem Brandanschlag tagelang gesperrt gewesen.

Der BVG droht nach Auskunft ihres Sprechers Klaus Wazlak kein Stillstand wegen einer Krankmeldung: „Wir haben ein anderes System.“ Statt von einzelnen Stellwerken werde der Betrieb zentral aus der Leitstelle gesteuert, wo immer genug Mitarbeiter seien. Zudem laufe vieles per Computer. Wenn allerdings in diesem ein Chip durchschmort wie vor zwei Wochen, wirkt sich das gleich aufs gesamte Netz aus. Stefan Jacobs

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