Brandenburg: Kreativ gegen Fremdenhass LKA belohnte Jugendliche für Kurzfilme
Eberswalde - Eine junge Frau mit Kopftuch wird auf der Straße angepöbelt. Leute laufen vorbei.
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Eberswalde - Eine junge Frau mit Kopftuch wird auf der Straße angepöbelt. Leute laufen vorbei. Fenster gehen zu. Niemand sagt etwas, selbst als das Mädchen geschubst wird. Eine Altagssituation aus dem Kurzfilm „Hinschauen erwünscht“, mit dem eine kleine Gruppe Mädchen aus Potsdam ins Rennen gegangen war, um an dem Präventionsprojekt „Wölfe im Schafspelz“ teilzunehmen. Gestern hat das Landeskriminalamt (LKA) Brandenburg in Eberswalde die fünf besten Brandenburger Teilnehmer an dem Bundeswettberwerb ausgezeichnet.
Da es auf Bundesebene nicht für einen Preis gereicht hatte, wie Bernd Ulrich Straube vom LKA bedauerte, sollten die märkischen Kreativlinge mit ihren 60-sekündigen Spots trotzdem nicht leer ausgehen. Der Landespräventionsrat hatte dafür 900 Euro bereit gestellt, die LKA-Direktor Dieter Büddefeld in Form von Gutscheinen überreichte. Mit ihrem Kurzfilm „Wer will schon braune Soße“ über einen jungen Rechtsextremen, der mit Springerstiefeln und Hockeyschläger einen Döner-Komplett bestellt, konnten die Jungs und Mädchen vom Senftenberger Friedrich Engels-Gymnasium 300 Euro einstreichen. Die Senftenberger waren immerhin landesweit als beste qualifiziert und nahmen am Bundeswettbewerb teil.
26 Filme waren es insgesamt, die aus Brandenburg im Rennen waren. Das Schwedter Jugend Magazin „CU“ behandelte das Thema Fremdenfeindlichkeit aus dem Blickwinkel eines kleinen Mädchens. Die Jugendlichen der Mahlower Tschäpe-Oberschule ließen einen „Immigranten“ zu Wort kommen, der sich wunderte, warum er farbig genannt wird, wo doch die blassen Deutschen je nach Wetter, Stimmungslage oder Gesundheitszustand die Farben Rot, Grün oder Gelb annehmen können. Den Machern dieser Spots hat das LKA einen Gutschein im Wert von 150 Euro mit auf den Weg gegeben.
Auch wenn sich kein märkischer Film auf Bundesebene durchsetzen konnte – LKA-Direktor Büddefeld war bewegt und beieindruckt von den Bildern der Brandenburger Kampagne. Kriminalprävention sei nicht nur staatliche Aufgabe, sagte Büddefeld. „Neben der Polizei stehen auch Wirtschaft, Medien und ebenso die Bevölkerung in der Verantworung gegen Fremdenfeindlichkeit.“ Büddefeld sieht in der Aktion gegen Rechts einen Erfolg versprechenden breiten Ansatz.
Öffentlich zu sehen sind die Filme bislang nicht. Der Berliner Medienexperte Stefan Mannes, der schon länger mit dem LKA zusammen arbeitet, empfahl aber den jungen Kreativen gestern, „ihre Kurzfilme unbedingt ins Internet zu stellen“. Mit Plattformen wie youtube.com oder myvideo.de erreiche man ein breites Publikum. „Leider tuen dies auch die Rechten, werden schwer erkannt und nur selten gebannt“, sagte Mannes. Das wollen sich die Potsdamer Mädels der Voltaireschule auf jeden Fall zu Herzen nehmen. Immerhin lernen Sie in einer Einrichtung, in der das Thema Medien groß geschrieben wird.
„Leider hatten wir erst zu spät von dem Projekt erfahren“, sagt Gabriele Woltalla, die als Geschichts- und Politik-Lehrerin ihre Schütztlinge unterstützte. Innerhalb nur einer Woche mussten sie ihren Film auf die Beine stellen. In dieser Zeit ließ sich auch keine Technik mehr organisieren. „Wir haben Papas kaputte Kamera genommen und losgedreht“, bertichtete Teamleiterin Madelaine Wienrich.Andreas Wilhelm
Andreas Wilhelm
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