Brandenburg: Kultur kommt aufs Land
Brandenburgs Dorfkirchensommer wird 20 Jahre alt
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Dyrotz/Berlin - Auch die Bundeskanzlerin war schon da: Beim brandenburgischen Dorfkirchensommer hat Angela Merkel in der uckermärkischen Fachwerkkirche Alt-Placht im vergangenen Jahr eine Tschechow-Lesung mit dem Schauspieler Ulrich Matthes besucht. Ihr Vater, der Pfarrer Horst Kasner, engagierte sich bis zu seinem Tod 2011 lange Jahre für den Erhalt des Denkmals.
In diesem Jahr wird der Dorfkirchensommer 20 Jahre alt. Zur Eröffnung am 30. April in der Kirche von Dyrotz im Havelland wird auch die märkische Landtagspräsidentin Britta Stark (SPD) erwartet, die Schirmherrin der Kulturreihe ist.
Die Idee zu dem Programm entstand in den 90er-Jahren, als sich vier Frauen aus Berlin zu Ausflügen ins Umland aufmachten, sich die Kirchen der Dörfer ansahen und dort auf ein breites Kulturangebot stießen. Nun wollten sie auch andere Interessierte „aus der Umgebung und aus Berlin auf die kulturellen Schätze Brandenburgs aufmerksam“ machen, so beschreiben es die Organisatorinnen Antje Leschonski, Ilse Matiebel, Dagmar Gefaeller und Kara Huber, Ehefrau des Berliner Altbischofs Wolfgang Huber.
1997 wurde das erste Programmheft veröffentlicht. Über die Jahre habe sich der Dorfkirchensommer durchaus verändert, erzählt Antje Leschonski, die die Kulturreihe mitinitiiert und als einzige der Organisatorinnen die ganzen 20 Jahre über daran mitgearbeitet hat: „Er ist internationaler geworden.“ Auch Chöre und Ensembles aus dem Ausland seien inzwischen vertreten, aus den USA, Großbritannien, Finnland, betont die gelernte Buchhändlerin und Herausgeberin mehrerer Brandenburg-Bücher. Am Donnerstag wurde die Berlinerin für ihr Engagement für den Dorfkirchensommer mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
Mehr als 250 Kulturveranstaltungen haben die Organisatorinnen im Jubiläumsjahr in das Programm aufgenommen. Die Schriftstellerin Jenny Erpenbeck und der Schweizer Autor Urs Faes werden zu Lesungen erwartet. Wolfgang und Kara Huber wollen aus Fontane-Werken lesen.
Und wie in den Vorjahren sind auch Brandenburgs früherer Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) und der ehemalige märkische Justizminister Hans-Otto Bräutigam (parteilos) mit von der Partie.
Die Berliner Klezmerband „Harry s Freilach“ spielt im Mai in der Dorfkirche Stolpe bei Hohen Neuendorf auf, das Thüringer Männeroktett „Octavians“ aus Jena gibt zu Pfingsten ein A-Capella-Konzert in der Klosterkapelle Chorin, der Organist Matthias Eisenberg tritt im Juli in der Stadtkirche Lindow bei Neuruppin auf. Der Dorfkirchensommer läuft von Mai bis Oktober, pro Kirche durften bis zu drei Veranstaltungen angemeldet werden.
Zu den besonderen Erinnerungen an die zurückliegenden Jahre zählen für Antje Leschonski die autobiografischen Lesungen mit Altbundespräsident Richard von Weizsäcker, der im Januar 2015 gestorben ist. „17 Jahre lang war er dabei“, erzählt sie.
Lange Schlangen hätten sich dann vor den Dorfkirchen gebildet. „Alle wollten mit ihm sprechen“, erzählt Antje Leschonski: „Das war anrührend und sehr, sehr besonders.“ Der 20. Dorfkirchensommer wird am 30. April eröffnet, der langjährige Potsdamer Generalsuperintendent der Landeskirche, Hans-Ulrich Schulz, soll eine kleine Rede halten. Yvonne Jennerjahn
Yvonne Jennerjahn
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