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Rund um die Uhr. Michael Pommerening (r.) und Siegfried Jablonski haben das ehemalige Trafohaus in Reitwein für ihre Zwecke umfunktioniert. Ab diesem Samstag können sich Besucher in der Mini-Galerie Werke der Berliner Malerin Alexandra Weidmann ansehen. Geöffnet ist quasi durchgehend.

© Patrick Pleul/dpa

Brandenburg: Kunst auf 4,5 Quadratmetern

Michael Pommerening bringt professionelle Kunst dorthin, wo sie sonst eher nicht zu finden ist. Seine Mini-Galerien locken auch Leute, die von sich aus wohl nie in eine Ausstellung gehen würden

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Reitwein - Drei Galerien, zwei Welten, eine Idee – danach verfährt Michael Pommerening. Zwei winzige Schaustätten betreibt der 63-Jährige bereits: eine in einem Trafohäuschen in der Gemeinde Regenmantel, eine andere in einer früheren landwirtschaftlichen Wiegestation in Dolgelin. Und nun kommt die dritte hinzu – wieder in einem ausrangierten Trafotürmchen, diesmal in Reitwein (alle Märkisch-Oderland).

Die Galerien sollen die kleinsten in Berlin und Brandenburg sein, liegen in ländlicher Abgeschiedenheit und sind rund um die Uhr zugänglich. „Das ist mit zwei Welten gemeint: Kunst und Natur“, erklärt Pommerening. Sein Konzept sieht vor, künftig an allen drei Stellen – „Trafo 1- bis 3“ genannt – denselben Künstler zu präsentieren. „In Museen gibt es für unterschiedliche Schaffensperioden oder Gestaltungstechniken eines Malers oder Bildhauers unterschiedliche Räume, bei mir räumlich deutlich voneinander getrennte Orte.“ Auf diese Weise wird der Fernsehjournalist von diesem Samstag an die Berliner Malerin Alexandra Weidmann vorstellen. Dann soll „Trafo 3“ in Reitwein fertig sein. Durch Sichtfenster in den beiden Türen des etwa zehn Meter hohen Trafotürmchens hat der Besucher jederzeit Einblick in die ausgestellten Werke. Mit Hilfe eines außen angebrachten Lichtschalters sind sie auch zu betrachten, wenn es draußen schon dunkel ist.

Mit einer Ausstellungsfläche von gerade mal 4,5 Quadratmetern ist die neueste Galerie die größte unter den kleinen. Im „Trafo 1“ gibt es nur 3,27 Quadratmeter, und nicht viel mehr Platz ist im Dolgeliner „Trafo 2“. An diesem Samstag eröffnet Pommerening schon die 22. Ausstellung in vier Jahren. Zu jeder Schau gibt es ein Werkverzeichnis, per Knopfdruck zudem Musik zum Genießen sowie eine Ton-Collage zur Einstimmung, gesprochen von einem Schauspieler. Alle sechs bis acht Wochen wechselt die Präsentation.

Während er anfangs seine beruflichen Kontakte nutzte, um Künstler für seine „Trafos“ zu finden, ist das Ganze laut Pommerening inzwischen ein Selbstläufer, weil sich Kunstschaffende gern an den ungewöhnlichen Ausstellungsorten präsentieren wollten.

Der Galerist richtet den Fokus auf figürliche Kunst. Viele Anwohner seien jedes Mal vor einer neuen Ausstellung gespannt und hätten die Einstellung: „Mal sehen, ob man da was erkennt.“ Was den Mini-Galeristen dabei freut: Die Betrachter kämen miteinander ins Gespräch. Willkommener Nebeneffekt: So wie in Regenmantel, wo der Berliner einen Zweitwohnsitz hat, wurde auch in Reitwein das Trafohäuschen durch die neue Nutzung vor dem Abriss gerettet.

Der Energiekonzern Edis, dem die aus den 1930er-Jahren stammenden Gebäude zuvor gehörten, zeigte sich so angetan von Pommerenings Idee, dass er diesen jedes Jahr finanziell etwas unterstützte. „Die Idee ist ausgefallen, aber sie funktioniert“, sagt Unternehmenssprecher Horst Jordan. Die charakteristischen Turmstationen seien normalerweise eher für den Tierschutz interessant – als bevorzugte Nistplätze für Schleiereulen.

Pommerenings eigentliches Ziel ist eine Kunst-Tour für Radler, vorbei an allen drei kleinen Galerien. 27 Kilometer lang wäre die Route durch das Oderbruch, angeführt von dem 63-Jährigen und dem jeweiligen Künstler. Zudem will er Leute aus der Region gewinnen, die Interessantes über die Gegend am Wegesrand zu berichten haben.

„Eine tolle Idee, die noch mehr Ausflügler zu uns bringt“, sagt der Reitweiner Gemeindevertreter Hans Darrelmann, der Pommerening und damit „Trafo 3“ in seinen Ort geholt hat. Denn das Trafotürmchen gehört der Gemeinde, die es dem Hobby-Galeristen kostenfrei zur Verfügung stellte. Insgeheim liebäugelt dieser noch mit dem Sprung über die Oder, doch das sei noch Zukunftsmusik. „Ein bisschen verrückt muss man für diese Geschichte schon sein – doch es lohnt sich.“ TRAFO 1-3]TRAFO 3]

Jeanette Bederke

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