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Brandenburg: Labskaus und Raketen

Eine Landtagsdelegation zu Besuch auf der Fregatte „Brandenburg“

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Wilhelmshaven - Die Begrüßung ist kulinarischer Art: Nach der langen Anreise aus Potsdam darf sich die Landtagsdelegation an Bord der Fregatte „Brandenburg“ zunächst mit einer ordentlichen Portion Labskaus stärken. Landtagsabgeordnete Barbara Hackenschmidt (SPD) hat sich vor dem Besuch in Wilhelmshaven wenigstens in der Theorie schlaugemacht, was ihr in der Offiziersmesse nun vorgesetzt wird. „Ich hatte mir das Rezept besorgt, dann aber doch davon abgelassen“, verrät die Politikerin. Das im Fleischwolf zerkleinerte Labskaus gilt unter Seefahrern als Resteessen – und findet sich auf den Speisekarten fern der Küste nicht, erst recht nicht in Potsdam.

Doch die dreiköpfige Delegation versucht sich tapfer an dem maritimen Gericht. Zum Herunterspülen gibt es ein Bier – eiserne Ausnahme bei Mittagsgerichten an Bord. „Labskaus ist zu Unrecht als Resteessen verschrieen. Das wird alles frisch zubereitet“, verrät Torsten Ites, Kommandant der „Brandenburg“. Das 1994 in Dienst gestellte Schiff ist als erstes seiner Baureihe getauft worden – und hat so der „Brandenburgklasse“ ihren Namen gegeben, zu der auch die „Bayern“, „Mecklenburg-Vorpommern“ und „Schleswig-Holstein“ zählen.

Nach Angaben eines Bundeswehrsprechers liegen derzeit im Verteidigungsministerium rund 50 Anträge auf eine Namenspatenschaft für Marineschiffe vor. Sie reichten von Städtenamen wie Castrop-Rauxel bis hin zum Bundesland Baden-Württemberg, das noch keine Patenschaft besitzt. Ziel ist ein reger Austausch zwischen Namensgeber und Schiffsbesatzung. Regelmäßige Patenschaftsbesuche sollen dabei helfen. Die Antragssteller müssen ihren Wunsch auf Namensgebung ausführlich begründen.

„Zunächst identifiziert sich ja jeder Soldat erstmal mit seinem Schiff. Und da ist der Schritt nicht weit, auch etwas über den Namensgeber wissen zu wollen“, sagt Aaron Salwik, der auf der Brandenburg dient. Der 21-Jährige gehört zu den wenigen Kameraden, die tatsächlich aus Brandenburg stammen – er wohnt in Saarmund (Potsdam-Mittelmark).

Nach dem Labskaus dürfen die Brandenburger „Landratten“ das Schiff kennenlernen. „Meine Kenntnis beschränkt sich da ja auf Autofähren“, sagt Abgeordnete Hackenschmidt. Kommandant Ites führt seine Gäste durch die wichtigsten der 486 Räume der Fregatte, die rund eineinhalb Mal so lang ist wie ein Fußballfeld. „Wenn wir in der deutschen Bucht fahren, können wir sehen, welche Flugzeuge in Frankfurt am Main starten und landen“, erklärt der Fregattenkapitän. Die „Lagebilderstellung“ sei die wichtigste Aufgabe in der modernen Marine. Aber auch die Bewaffnung des Schiffes mit seinen Kanonen und Raketenbatterien bekommt die Landtagsdelegation erklärt.

Ende dieses Jahres wird die „Brandenburg“ vor England letzte Übungen machen, bei denen auch scharf geschossen oder ein Angriff mit chemischen und biologischen Waffen simuliert wird. Dann geht es für die Fregatte Anfang März für ein halbes Jahr ans Horn von Afrika, um den Schiffsverkehr zu überwachen. Ihr letzter Einsatz liegt bereits ein gutes Jahr zurück - damals kreuzte sie vor dem Libanon.

Die Lausitzerin Hackenschmidt lobt den Tag auf der „Brandenburg“ bei ihrer Heimreise: „Jetzt habe ich eine Ahnung, wie so ein Schiff funktioniert und das Team zusammen spielt.“ An Labskaus wolle sie sich aber demnächst nicht versuchen. „Nein“, sagt sie, „das wird nicht mein Leibgericht.“ Heiko Lossie

Heiko Lossie

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