Brandenburg: Land riskiert für Odersun Millionen Bei Totalausfall trägt Brandenburg Schulden
Potsdam - Dem Land Brandenburg droht wegen der risikoreichen Rettungsbeihilfe für den angeschlagenen Solarmodul-Bauer Odersun der Verlust von mindestens 8, schlimmstenfalls von 13 Millionen Euro. Wenn das Unternehmen mit seinen 260 Mitarbeitern an den Standorten in Frankfurt (Oder) und Fürstenwalde (Oder-Spree) nicht bis Ende März einen Investor gefunden hat, wird nach PNN-Informationen ein mehr als zehn Millionen Euro schwerer Kredit fällig.
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Potsdam - Dem Land Brandenburg droht wegen der risikoreichen Rettungsbeihilfe für den angeschlagenen Solarmodul-Bauer Odersun der Verlust von mindestens 8, schlimmstenfalls von 13 Millionen Euro. Wenn das Unternehmen mit seinen 260 Mitarbeitern an den Standorten in Frankfurt (Oder) und Fürstenwalde (Oder-Spree) nicht bis Ende März einen Investor gefunden hat, wird nach PNN-Informationen ein mehr als zehn Millionen Euro schwerer Kredit fällig. Diesen hatte Odersun bereits 2010 aufnehmen müssen, um den Produktionsanlauf und den Markteintritt weiter voranzutreiben. Das bereits damals von Ralf Christoffers geführte Wirtschaftsministerium hatte seinerzeit eine Bürgschaft für 80 Prozent des Kreditrahmens erteilt. Daher stünde das Land Brandenburg nun bei einem Totalausfall mit acht Millionen Euro bei Odersuns Kreditgebern in der Schuld.
Hinzu kommen drei Millionen Euro, die das Ministerium dem Unternehmen als Nothilfe überwiesen hat und die Odersun an das Land zurückzahlen muss. Es soll die größte jemals erteilte Einzelhilfe aus dem Konsolidierungsprogramm für ein notleidendes Unternehmen sein. Damit wäre dieser Posten im Etat des Wirtschaftsministerium für 2011 voll ausgeschöpft. Drei Millionen Euro waren im vergangenen Jahr dafür angesetzt, in diesem Jahr sind dafür nur noch eine Millionen Euro vorgesehen.
Pikant an der Beihilfe für Odersun ist aber: Das Unternehmen hat den Markteintritt – der bereits 2010 mit dem Kredit und der Bürgschaft geschafft werden sollte – nach PNN-Informationen bis heute noch nicht vollzogen. Nun stellt sich die Frage, auf welcher Grundlage das Wirtschaftsministerium die Rettungsbeihilfe erteilt hat. Etwa, ob das Ministerium fest davon ausgehen kann, dass Odersun den Markteintritt schafft, wieder auf die Beine kommt und das nötige Kapital zum Überleben auftreiben kann. Rechtlich zulässig wäre die Beihilfe jedoch nur, wenn damit keine Insolvenz verschleppt wird. Ein Sprecher will unter Hinweis auf das laufende Verfahren keine Auskünfte dazu erteilen.
Das Unternehmen war im Dezember 2011 an das Ministerium mit der Bitte um Hilfe herangetreten, weil es nach PNN-Informationen den Kredit seit Monaten nicht mehr abbezahlen konnte. Auch deutete sich an, dass Odersun nicht länger Löhne und Gehälter zahlen kann. Die Lage war so dramatisch, dass die Tilgung der Kredite sogar ausgesetzt wurde. Vor einem Monat erteilte das EU-Wettbewerbskommissariat dann die Erlaubnis für die Beihilfe mit Landesmitteln aus dem Konsolidierungsprogramm. Damit konnte Odersun ausstehende Löhne zahlen und eine Insolvenz offenbar abwenden.
Derzeit sucht Odersun nach einem Investor, so laufen auch Gespräche in Russland. Eine Unternehmenssprecherin wollte erneut keinerlei Fragen beantworten. Wie es aus Wirtschaftskreisen hieß, braucht Odersun frisches Geld in zweistelliger Millionenhöhe, um die Forschung und Entwicklung ihrer Produkte voranzutreiben. Derzeit seien die Produkte noch nicht marktgängig. Branchenexperten halten die maßgeschneiderten, gebäudeintegrierten Module zwar für äußerst innovativ – das Unternehmen erhielt dafür mehrere Preise – noch aber fehle die Nachfrage. In Potsdam eröffnete die Fachhochschule auf ihrem Campus demnächst ein Vorzeigeprojekt für Odersun: einen Photovoltaik-Pavillon, an dem Module des Unternehmens als Fassadenelemente angebracht sind. Alexander Fröhlich
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