Brandenburg: Land verbessert Kinderschutz
Brandenburg will die Jüngsten und Wehrlosesten besser schützen. Schon bei den kleinsten Hinweisen sollen die Alarmglocken läuten
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Potsdam - Es darf erst gar nicht so weit kommen: Brandenburg will Familien noch mehr unterstützen, damit die Kinder nicht Opfer von Misshandlungen werden. Schon die ersten Anzeichen sollen richtig gedeutet werden.
Der Bund hat dem Land nun 3,5 Millionen Euro bis 2015 für den Kinderschutz zur Verfügung gestellt. Derzeit werden die Vereinbarungen erarbeitet, um das Geld in den Kommunen einzusetzen, sagt der Sprecher des Jugendministeriums, Stephan Breiding. Strukturen vor Ort sollen finanziell unterstützt werden.
Voraussichtlich ab Anfang Oktober können sich Initiativen und Netzwerke um einen Zuschuss bewerben. Die Verteilung auf die einzelnen Kreise und kreisfreien Städte solle dann geregelt werden, betont Breiding. In diesem Jahr stehen rund 840 000 Euro bereit. „Die Landesregierung hat bereits 2006 die landesweite 'Fachstelle Kinderschutz' eingerichtet, um Akteure in den Jugendämtern besser zu beraten und zu vernetzen“, sagt Jugendministerin Martina Münch (SPD).
Dafür plane das Ministerium jährlich rund 170 000 Euro ein. Künftig können die Jugendämter mit den zusätzlichen 3,5 Millionen Euro beim Schutz von Kindern vor Vernachlässigung und Missbrauch noch besser unterstützt werden.
Auch Familienhebammen und Einrichtungen mit niedrigschwelligen Angeboten können einbezogen werden. Familienhebammen werden beispielsweise von Schwangeren, Müttern und Familien gebraucht, die sich in einer besonderen Situation befinden. Im Vorjahr wurden nach der polizeilichen Kriminalstatistik des Landes 2303 Kinder Opfer von Straftaten. Knapp 30 Prozent wurden Opfer sexuellen Missbrauches beziehungsweise von Misshandlungen. 35 Prozent erlitten vorsätzliche leichte Körperverletzungen.
Brandenburg fängt nach Angaben von Ministerin Münch nicht bei Null an. 2006 hatte die Landesregierung als eine der ersten ein Kinderschutz-Programm unter dem Motto „Familien helfen – Kinder schützen“ initiiert. Außerdem wurde die Fachstelle Kinderschutz eingerichtet. Sie kümmert sich vor allem um Betreuung und Qualifizierung der Mitarbeiter in der Jugendhilfe und von Ehrenamtlichen. Sie lernen, was zu tun ist, wenn Verdacht auf Vernachlässigung und Misshandlung besteht.
Die Bundesinitiative Frühe Hilfen und Familienhebammen ist Teil des neuen Bundeskinderschutzgesetzes und soll bestehende Angebote in den Ländern und Kommunen ergänzen. Dabei geht es vor allem um den Schutz der Allerjüngsten. Für Eltern sollen in schwierigen Lebenslagen spezifische Hilfe und Ansprechpartner bereitstehen. Die Länder erhalten vom Bund bis 2015 insgesamt 177 Millionen Euro. Die Mittel müssen nicht gegenfinanziert werden. Ab 2016 soll ein vom Bund mit jährlich 51 Millionen Euro ausgestatteter Fonds die Netzwerkstrukturen und frühen Hilfen ergänzend finanzieren.
In Brandenburg bieten inzwischen 18 Netzwerke an 30 Standorten Schwangeren wie Müttern und Vätern mit Säuglingen und Kleinkindern Hilfe. Die Angebote reichen von Initiativen zur gesunden Ernährung, über Kindernotdienste, spezielle Beratungsdienste, bis zu Notwohnungen und Frauenhäusern. Dazu soll es noch mehr niedrigschwellige Angebote geben, wie die Netzwerke Gesunde Kinder in 15 Kreisen und kreisfreien Städten. Potsdam hat einen besonderen Begrüßungsdienst eingerichtet. Mitarbeiter des Jugend- und des Gesundheitsamtes besuchen alle Familien mit Neugeborenen.
Gudrun Janicke
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