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Brandenburg: Lehrerin greift in Klassenkasse Kollegen ahnten nichts: Personalakte ist geheim

Berlin - Eine ausgefallene Klassenreise an der Tesla-Schule in Prenzlauer Berg hat in Berlin eine hitzige Diskussion über den Umgang mit Personalakten ausgelöst. Denn die Lehrerin, die das Geld für die Ostseereise einsammelte und dann nicht weitergegeben haben soll, war möglicherweise kein unbeschriebenes Blatt.

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Berlin - Eine ausgefallene Klassenreise an der Tesla-Schule in Prenzlauer Berg hat in Berlin eine hitzige Diskussion über den Umgang mit Personalakten ausgelöst. Denn die Lehrerin, die das Geld für die Ostseereise einsammelte und dann nicht weitergegeben haben soll, war möglicherweise kein unbeschriebenes Blatt. Nach Informationen der PNN soll es schon an einer Vorgängerschule der Lehrkraft Probleme bei der Weitergabe von Schülergeldern gegeben haben. Nun fordern Berlins Schulleiterverbände, dass Rektoren Akteneinsicht bekommen, bevor sie eine Lehrkraft einstellen.

„Es muss möglich sein, die Personalakten zu bekommen“, fordert Paul Schuknecht von der GEW-Schulleitervereinigung. Anders sei es schwierig, sich ein Bild von der Person zu machen, die man einstellen will. Ähnlich sieht das Ralf Treptow vom Verband der Oberstudiendirektoren: „Es ist problematisch, Schulleiter zu Dienstvorgesetzten zu machen, ohne sie mit den entsprechenden Kompetenzen auszustatten“, kritisiert der Leiter des Rosa-Luxemburg-Gymnasiums.

Was passieren kann, wenn ein Schulleiter nicht Bescheid weiß über die Vorgeschichte einer Lehrkraft, wurde vor vier Wochen an der Tesla-Gemeinschaftsschule in Prenzlauer Berg deutlich. Dort wartete morgens eine komplette neunte Klasse auf ihre Lehrerin, mit der sie auf Klassenfahrt gehen wollte. Zunächst gab sie an, im Krankenhaus zu sein; wenig später stand fest, dass sie das Geld für die Klassenreise – 4000 Euro – nicht an die Veranstalter weitergegeben hatte.

„Mysteriös und unerklärlich“ sei das Ganze, hört man an der Tesla-Schule. Schulleiter Heiko Kammigan kann sich bis heute keinen Reim darauf machen – und will es auch nicht. „Sie hat Hausverbot. Wir wollen sie hier nicht mehr sehen“, sagt er barsch, wenn man ihn auf den Fall anspricht. Er betont dabei, dass es sich um eine „ausgezeichnete“ Lehrerin gehandelt habe. Dann sagt er noch, dass er – wie üblich – ihre Personalakte nicht gesehen habe.

Nach PNN-Informationen war die etwa Vierzigjährige erst seit rund drei Jahren an der Tesla-Schule. Zu ihren vorherigen Stationen gehörten die Pankower Hufeland- und die Archimedes-Schule. Auch hier sei damals Geld für eine Klassenreise nicht ordnungsgemäß angekommen, heißt es. Die Lehrerin sei unmittelbar darauf an eine andere Schule gewechselt. „An welche, haben wir nicht erfahren“, heißt es an der Archimedes-Schule. Was damals genau passierte, darf Vize- Schulleiterin Christine Küchler aus personalrechtlichen Gründen nicht sagen. Nur so viel: „Wir Schulleiter würden uns wünschen, dass wir so etwas erfahren, wenn wir einen neuen Lehrer bekommen“.

Die Lehrerin hat die 4000 Euro inzwischen zurückgegeben, so dass die Klassenreise nachgeholt werden kann. Die Lehrerin ist zurzeit suspendiert. Ihr droht der Verlust ihres Beamtenstatus. Nach Angaben der Bildungsverwaltung sind aktuell zehn Lehrer vom Dienst suspendiert. Acht Verfahren sind beim Verwaltungsgericht oder Oberverwaltungsgericht anhängig. Es geht um Fälle von Betrug, Unterschlagung, Untreue oder Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz. Susanne Vieth-Entus

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