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Von Thorsten Metzner: Licht und Schatten

Brandenburg will auch bei der Solarenergie ganz vorne dabei sein – die Regierung rechnet aber mit Protesten

Stand:

Potsdam - Nach landesweiten Protesten gegen Braunkohletagebaue und neue Windparks stellt sich die von Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) geführte Landesregierung jetzt auch wegen geplanter großflächiger Solarparks auf Konflikte ein. Das geht aus einem den PNN vorliegenden „Zwischenbericht“ zur „Solarflächenanalyse“ hervor, den Infrastrukturminister Reinold Dellmann (SPD) heute dem Kabinett vorstellt. Danach werden für neue Solarparks schon bis 2015 rund 11 000 Hektar benötigt. „Flächennutzung ist grundsätzlich mit Interessenkollisionen verbunden“, heißt es dazu in dem Regierungspapier.

Die künftige Energieerzeugung im Land Brandenburg bleibt ein heißes Eisen. Zurzeit läuft bereits ein Volksbegehren gegen Braunkohletagebaue in der Lausitz, eine Volksinitiative sammelt landesweit Unterschriften gegen Windräder. Ausgangspunkt ist überall die im Frühsommer von der SPD/CDU-Regierung bereits beschlossene „Energiestrategie 2020“, die auch langfristig auf Stromerzeugung aus einheimischer Braunkohle setzt, allerdings mit der noch zu entwickelnden CCS-Klimaschutz-Technologie zur Abscheidung von Kohlendioxid – sowie auf den massiven Ausbau erneuerbarer Energien. Deren Anteil an der Energieerzeugung soll bis 2020 auf 20 Prozent, einer Verdreifachung gegenüber dem heutigen Stand, steigen – auch mit Hilfe der Sonne. „In keiner anderen Sparte der Erneuerbaren Energien werden so hohe Steigerungsraten erwartet wie im Bereich der solaren Stromerzeugung“, so der Dellmann-Bericht. Der Grund: Das Land steht bei Energiegewinnung aus Sonne noch am Anfang, was nicht nur am eher trüben Klima dieser Breiten liegt. 2020 sollen aus Sonne in Brandenburg 11 Petajoule (11 Billiarden Joule) gewonnen werden - 2004 waren es lediglich 0,06 Petajoule. Laut Energiestrategie ist dies mit neuen Dachsolaranlagen nicht zu schaffen, sondern nur mit einer massiven Ausweitung von „Freiflächenanlagen“. Nötig sind 11 000 Hektar und mit einer Leistung von 2750 MW. Streit ist programmiert. Als „Konfliktfelder“ nennt der Dellmann-Bericht „Landschaftsbild, Flächenverbrauch, Landschaftszerschneidung, Naturschutz und biologische Vielfalt“, die durch die gigantischen Sonnenparks beeinträchtigt werden können. Andererseits, so die Experten, gebe es aber auch Umweltentlastungen. Beispiel dafür sei der neue Solarpark auf dem früheren russischen Truppenübungsplatz Bad Lieberose in der Lausitz (Endstufe 50 MW auf 150 Hektar), mit dessen Einnahmen 400 Hektar von Munition und chemischen Altlasten befreit würden. Es handle sich „um ein Modellprojekt des Naturschutzes“.

Die Angaben in der Kabinettsunterlage sind gleichwohl allgemein gehalten. Zwar hatte der Landtag im Sommer die Landesregierung aufgefordert, noch 2008 einen Bericht über „Potenziale der Solarflächen in Brandenburg“ vorzulegen. Doch zurzeit, so bittet das Dellmann-Ministerium das Parlament um Nachsicht, könnten „nur erste Hinweise und Einschätzungen“ gegeben werden. Man habe ein Gutachten in Auftrag gegeben, das im ersten Quartal 2009 vorliegen werde. Darin sollen nicht nur Umweltkonflikte um Solarparks thematisiert werden, sondern „auch Fragen der sozialen Akzeptanz“ und „Nutzungskonflikte mit anderen Flächennutzungen“. Das Ministerium verspricht sich zudem „beispielhafte Lösungsmöglichkeiten zur Minderung des Konfliktpotenzials.“

Und das dürfte im Vergleich zur Windenergie noch überschaubar sein, die wichtigster alternativer Energieträger Brandenburgs werden soll. 2020 sollen aus Windrädern 54 Petajoule gewonnen werden. Zum Vergleich: 2004 waren es bei 2500 Windrädern im Land, die wegen der „Verspargelung“ der Landschaft umstritten sind, rund 11 Petajoule. Das ist genau so viel, wie die neuen GroßflächenSolarparks auf 11000 Hektar in Brandenburg 2020 einmal schaffen sollen.

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