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Brandenburg: Lichte Zeiten für Lehrlinge

Nach langen Jahren bietet die Berufsschule des einstigen DDR-Halbleiterwerks wieder Perspektiven

Frankfurt (Oder) - Von den Neuansiedlungen der drei Solarfirmen in Frankfurt (Oder) profitieren auch die Träger der Berufsausbildung – und die jungen Menschen in der Region. Aus Sicht von Fritz Georgi, Geschäftsführer des Bildungswerkes der Wirtschaft (BWW), des größten Ausbilders im Raum Frankfurt, könnten mittelfristig jedes Jahr mindestens 120 Auszubildende zusätzlich eine Lehre machen, um den Personalbedarf der Betriebe zu decken. Dazu zählen neben den Solar- Unternehmen Odersun, First Solar und Conergy auch die Firma Yamaichi-Electronics, die in Frankfurt seit kurzem Bauelemente und Kabelverbindungen für Computer produziert. So können junge Menschen in dem Bildungszentrum unter anderem zum Mechatroniker, Maschinen- und Anlagenführer oder Mikrotechnologen jeweils mit Ausrichtung auf die Solarindustrie ausgebildet werden. Mit First Solar, Yamaichi und Odersun laufen Georgi zufolge bereits Verhandlungen. Er sieht in den Ansiedlungen eine Initialzündung, in deren Folge sich auch Transport-, Dienstleistungs- und Zulieferbetriebe niederlassen dürften.

Nach 16 Jahren, in denen die Bildungseinrichtung immer Lehrlinge ausgebildet hat, denen sie keine konkrete Perspektive bieten konnte, stehen damit endlich wieder sonnige Zeiten für Frankfurt und speziell für das BWW ins Haus. 1991 hatte der Unternehmerverband Berlin-Brandenburg, zu dem das Bildungswerk gehört, die Berufsschule des ehemaligen Halbleiterwerkes Frankfurt (Oder) übernommen. Der mit 8000 Angestellten größte Mikroelektronikbetrieb der DDR wurde seinerzeit von der Treuhand abgewickelt. Rund 1400 Azubis der Berufsschule, die ihre Lehre noch nicht abgeschlossen hatten, übernahm das BWW damals, sagt Georgi. „Wir haben es damals geschafft, alle bis zum Ende der Ausbildung zu führen“, erinnert sich Georgi.

Doch was danach kam, habe größtenteils auf dem Prinzip Hoffnung beruht. „Die meisten kleinen und mittelständischen Betriebe haben zugemacht“, sagte Georgi. „Das Bildungszentrum konnte fast nur noch außerbetrieblich durch Förderungen des Arbeitsamtes oder des Arbeitsministeriums Lehrlinge schulen.“ Knapp 13 Millionen Euro hat das Bildungszentrum seit dem Mauerfall von Land und Bund bekommen, um die Ausbildung von jeweils etwa 400 Jugendlichen aus der Region am Laufen zu halten. Die meisten von ihnen seien sogar schließlich in ihren Berufen untergekommen – aber nur die wenigsten in der Region. Und auch als das Großprojekt Chipfabrik im Herbst 2003 scheiterte, konnten die zu dieser Zeit 100 Lehrlinge der Firma in der Ausbildung bleiben – beim BWW, finanziert von der Arbeitsagentur und dem Ministerium.

Doch wenn nun wegen des Frankfurter Aufschwungs künftig mehr als 500 Jugendliche zugleich ausgebildet werden sollen, kommt auf das Bildungswerk noch eine weitere Herausforderung zu. Für die jährlich 120 neuen Lehrlinge werden auch zusätzliche Ausbilder gebraucht. Die müssten für die relativ jungen Berufszweige ihrerseits erst mal auf die Schulbank, sagt Georgi. Auch das will der BWW-Chef im eigenen Haus machen.

Andreas Wilhelm

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