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Brandenburg: Lilienthals Enkel im Aufwind Unter dem Schutz der Schlangen

Brandenburgs Luftfahrtindustrie wird Wachstumskern / Platzeck sieht Branche als „Zugpferd“ Das Spitzenhotel „Zur Bleiche“ im Spreewald hat seinen vor sieben Monaten abgebrannten Wellnessbereich neu eröffnet

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Brandenburgs Luftfahrtindustrie wird Wachstumskern / Platzeck sieht Branche als „Zugpferd“ Das Spitzenhotel „Zur Bleiche“ im Spreewald hat seinen vor sieben Monaten abgebrannten Wellnessbereich neu eröffnet Von Susann Fischer Potsdam. Otto Lilienthal gilt als erster erfolgreicher Flieger der Menschheit. Im Sommer 1891 gelang ihm der erste Gleitflug überhaupt. Abgehoben ist Lilienthal im brandenburgischen Derwitz – er flog 25 Meter weit. Was damals noch nicht abzusehen war: Brandenburg entwickelt sich zu Beginn des 21. Jahrhunderts zu einer Hochburg der Luftfahrtindustrie. Rund 5000 Menschen arbeiten heute dort in dieser Branche. Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) sieht in der Luftfahrttechnik ein „Zugpferd" der märkischen Wirtschaft. Branchenprimus ist Rolls Royce in Dahlewitz. Mit einem Umsatz von rund 660 Millionen Euro im Jahr 2002 gehört der Triebwerkshersteller zur Spitze der brandenburgischen Unternehmen. Das Werk zählt derzeit etwa 1000 Mitarbeiter. Angefangen hat Rolls Royce in Dahlewitz 1990 mit einigen Dutzend Mitarbeitern. Seitdem hat das Unternehmen rund 1,5 Milliarden Euro in den Standort investiert, wie eine Sprecherin betont. Damit sei auch der Prozess der deutschen Wiedervereinigung unterstützt worden. Die Entscheidung zur Ansiedlung in Dahlewitz sei von verschiedenen Faktoren beeinflusst worden, ergänzt die Sprecherin. Neben der Aussicht auf Fördermittel sei die Nähe zu Berlin und dem Flughafen Schönefeld wichtig gewesen. Außerdem habe das Unternehmen auf Fachkräfte aus dem Umfeld der ehemaligen DDR-Fluggesellschaft Interflug zurückgreifen können. Das Land Brandenburg unterstützte Rolls Royce nicht nur beim Bau des 200 Millionen Euro teuren Entwicklungs- und Montagezentrums. Es gab dem Unternehmen auch Fördermittel für die Entwicklung. Ähnlich verhielt es sich bei der Motoren- und Turbinenunion (MTU) in Ludwigsfelde. Der Ausbau der Standorts wurde mit rund 23 Millionen Euro gefördert. Das Unternehmen investierte insgesamt rund 105 Millionen in den Ausbau des Werks. Derzeit sind bei dem Triebwerk-Spezialisten MTU rund 600 Menschen beschäftigt. 1995 waren es halb so viele. Mit einem Umsatz von 126 Millionen Euro im Jahr 2002 gehört MTU heute ebenfalls zu den Besten der Branche. Nach Auffassung von Platzeck sind MTU und Rolls Royce seit Beginn der 90er Jahre mit „Mut und Weitsicht" entwickelt worden. Es gebe jetzt ein „zukunftsweisendes Fundament". Aus der Sicht von Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU) sind die beiden Unternehmen „Global Player". Sie bestimmten das Exportprofil Brandenburgs mit. Langfristig rechnet die Luftfahrtindustrie in Brandenburg mit einem weiteren Wachstum. Die Hoffnungen ruhen unter anderem auf dem neuen Militärtransporter A400M. Flugzeughersteller Airbus lässt die Triebwerke in Europa entwickeln und fertigen. Von dem Großauftrag sollen neben MTU und Rolls Royce weitere Firmen profitieren. So will MTU Zulieferaufträge für die Triebwerke bevorzugt an regionale Unternehmen vergeben. Rund um die Branchengrößen MTU und Rolls Royce gibt es etwa 70 kleine und mittlere Unternehmen in der Luftfahrtindustrie. In der Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg existieren rund 150 Luftfahrtunternehmen mit rund 15 000 Beschäftigten. In der Mark machte unter anderem die Aquila Technische Entwicklungen GmbH in Schönhagen von sich reden. Die Firma entwickelte das einmotorige Flugzeug A 210 und erhielt dafür 2001 die Musterzulassung. Von Claus-Dieter Steyer Burg. Das Flaggschiff der Brandenburger Hotelerie ist wieder komplett. Am gestrigen Dienstag wurde im mehrfach ausgezeichneten Spitzenhotel „Zur Bleiche“ im Spreewald-Dorf Burg der vor sieben Monaten abgebrannte Wellness-Bereich wieder eröffnet. Mit einer Fläche von 4000 Quadratmetern gehört die so genannte Landtherme zu den größten Sauna-, Massage-, Schwimmbad- und Fitnessanlagen in Deutschland. Der Vorgängerbau zählte 3200 Quadratmeter. Er war in der Nacht vom 9. zum 10. September ein Raub der Flammen geworden. Erste Vermutungen hatten damals eine Brandstiftung nicht ausgeschlossen. Doch die Experten des Landeskriminalamtes ermittelten in langer Kleinarbeit einen Kurzschluss an einem Kabel in der ersten Etage des Hauptgebäudes als Ursache. Der dadurch ausgelöste Brand breitete sich damals zwar rasend schnell aus, doch die Hotelgäste blieben unversehrt. Zwei Feuerwehrmänner erlitten bei den Löscharbeiten leichte Verletzungen. Den materiellen Schaden bezifferte Heinrich Michael Clausing, der mit seiner Frau Christine das Haus 1992 eröffnet hatte, auf über vier Millionen Euro. Er hoffe, dass die Versicherung die Summe trage. Um aber den Ausfall so kurz wie möglich zu halten, habe er zunächst einen Kredit aufgenommen. Die Zerstörung des Wellness-Bereiches hatte sofort zu einem Einbruch bei den Buchungszahlen geführt. Diese gingen um 80 Prozent zurück. Vor allem Tagungen wurden umgehend storniert. „Dennoch haben wir keinen unserer 124 Angestellten entlassen“, sagte Clausing. „Mit dem Wiederaufbau zogen wir außerdem Investitionen vor, die wir erst in vier oder fünf Jahren geplant hatten.“ Doch die Gäste in den insgesamt 90 Zimmern werden beim Besuch der Landtherme viele vertraute Annehmlichkeiten wiederfinden. Dazu gehören das scheunenhohe Kaminzimmer, das Innen-Schwimmbad mit loderndem Kaminfeuer, die Kräuterkammer oder das türkische Schwitzbad Haman. Neu im Angebot befinden sich eine russische Dampfsauna, ein orientalischer Meditationsraum, eine Dampfsauna mit Saline oder ein Jungbrunnen-Bad mit rhythmischer Unterwasser-Bürstenmassage. Mehr als zwei Dutzend Lastzüge hatten in den vergangenen Monaten aus ganz Europa dicke Balken aus Eichenholz angeliefert, um der Therme den typischen ländlichen Stil zu verleihen. Außer 300 Quadratmetern Holz für Balken und Wandverkleidung wurden auch 1400 Quadratmeter Terrakottafliesen verbaut. Überall in den Massage-, Sauna- und Ruheräumen schmücken jetzt gekreuzte Schlangenköpfe Möbel und Türen. Die Schlangen spielen eine wichtige Rolle in der Sagenwelt der Sorben und gelten als Schutzpatrone für den Spreewald. Sie sollen nicht zuletzt einen neuen Brand verhindern. Das Hotel „Zur Bleiche“ befindet sich in der Bleichestraße 16 in Burg, Telefon 035603/620. Es ist über die Ausfahrt Vetschau/Burg der Autobahn A 15 zu erreichen. Der nächst gelegene Bahnhof befindet sich in Vetschau an der Strecke Berlin-Cottbus. Im Internet: www.hotel-zur-bleiche.com

Susann Fischer

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