Brandenburg: Lotterieglück für schwebenden Engel
Denkmalschutz in Brandenburg profitiert finanziell von jedem Los der Glücksspirale
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Denkmalschutz in Brandenburg profitiert finanziell von jedem Los der Glücksspirale Von Günter Schenke „Der Himmel war das Schwierigste“. Der das sagt, hatte zeitlebens von Berufs wegen mit dem Himmel zu tun: Pfarrer Gerhard Ruckert. Zwar ist er im Ruhestand, doch das Innere der Fischerkirche in Ferch erläutert er noch heute gern den interessierten Besuchern. Und hier geht es um einen Himmel, der von dieser Welt ist: Die blau und mit weißen Wolken bemalte Holzdecke des Kirchleins. Und wenn der schwebende Taufengel heute unter der restaurierten Decke des Kirchenschiffes schweben kann, ist es Leuten wie Pfarrer Ruckert zu verdanken und der Fernsehlotterie „Glücksspirale“. Aus deren Einnahmen stellte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz für die Restaurierung des aus dem 17. Jahrhundert stammenden sakralen Bauwerkes insgesamt 76693 Euro Fördermittel zur Verfügung. Den schwebenden Engel allerdings restaurierte die Gemeinde mit eigenen Geld. Dr. Robert Knüppel, Generalsekretär der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, besuchte am Donnerstag zusammen mit Lotto-Geschäftsführer Horst Mentrup einige der geförderten Projekte: neben der Fercher Fischerkirche ein im Privatbesitz befindliches Bauernhaus in Viesen, den zur Kita umgebauten „Bardelebenschen Hof“ in Ziesar sowie die Burgkapelle, ebenfalls in Ziesar. Wie Knüppel sagte, sei die Glücksspirale der größte Förderer des Denkmalschutzes. Sie führte bisher die enorme Summe von 270 Millionen Euro für diesen Zweck ab. Und Mentrup ergänzt, dass 29 Prozent der Glücksspiralen-Mittel ins Land Brandenburg fließen. Im vorigen Jahr waren das zwanzig Millionen Euro. „Viele Bürger in Deutschland sind vermögend und sind bereit, ihr Geld für den Denkmalschutz einzusetzen“, weiß Knüppel und erwähnt, dass es auf diese Weise möglich ist, eines der wertvollsten technischen Denkmale des Landes Brandenburg, den große Refraktor auf dem Potsdamer Telegrafenberg, zu restaurieren und wieder funktionsfähig zu machen. Die optischen und mechanischen Teile des Gerätes befinden sich zu diesem Zweck derzeit in Jena. Knüppel ruft dazu auf, weitere Zustiftungen zum Erhalt von Denkmalen zu gründen. Derzeit ist die deutsche Stiftung Denkmalschutz Treuhänder von 136 solcher Stiftungen. 637 Förderverträge über eine Summe von mehr als 63 Millionen Euro für 381 Projekte konnte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz zur Sanierung und Bewahrung des kulturellen Erbes aus den ihr zufließenden Zweckerträgen der Glücksspirale, privaten Spendern und Zuwendungen der Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben allein im Land Brandenburg abschließen. „Das ist auch ein großer Wirtschaftsfaktor“, hebt Robert Knüppel hervor, denn jeder für ein Denkmal ausgegebene Euro löse sieben Euro Umsatz aus. Die Fördersumme von 63 Millionen Euro in Brandenburg entspreche demnach einem Umsatz von 441 Millionen Euro. Privaten Eigentümern von Denkmalen ermöglicht eine Förderung oftmals erst, das schwierige Unterfangen zur Sanierung in Angriff zu nehmen. Wer heute zum Beispiel durch das Dorf Viesen im Landkreis Potsdam-Mittelmark fährt, dem wird das terrakottafarbene Fachwerkhaus, das so genannte Lehnschulzenhaus, nicht entgehen. Es ist, obwohl noch nicht fertig restauriert, ein Schmuckstück für den Platz zwischen Pfarrhaus und romanischer Dorfkirche. Uwe Friesecke, der in dem Haus geboren ist, mit den Eltern 1953 in den Westen ging und der das Anwesen nach der Wende zurückerhielt, hat es mit viel Einfühlungsvermögen für die historischen Bautechniken in den jetzigen Zustand versetzen lassen. Mit einer Fördersumme von rund 100000 Euro hat die Deutsche Stiftung Denkmalschutz sein Vorhaben unterstützt – für den Bauherren eine nicht zu existenzielle Hilfestellung.
Günter Schenke
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