
© Polizei Neuruppin/dpa
Brandenburg: Löwin Nala nach Ausbruch erschossen
Raubkatze rannte nach Zirkusvorstellung in Neuruppin aus der Manege – Polizisten streckten das Tier wenig später nieder
Stand:
Neuruppin - Es war eine kurze Vorstellung im Raubtier-Zirkus Humberto in Neuruppin, und erst die zweite in diesem Jahr. Die 100 Gäste in der Manege kamen mit dem Schrecken davon: Am Freitagnachmittag ist mitten in der Show ein Löwe ausgebrochen. Eine halbe Stunde später sichteten Suchtrupps der Polizei das gefährliche Tier in einer Gartenkolonie und strecken es mit einem Gewehr nieder. Menschen kamen nicht zu Schaden.
„Nach Absprache mit dem Zirkus haben wir das Tier erschossen, um keine Menschen zu gefährden“, sagte in Polizeisprecher. Zirkusdirektor Joschi Ortmann (54) stand nach dem Vorfall noch immer unter Schock. „Ich gab keinen anderen Ausweg: Bevor einem Menschen etwas passiert, habe ich ihrer Tötung zugestimmt“, sagte er. „Alles andere wäre zu gefährlich gewesen. Ich wollte kein Risiko eingehen. Menschenleben gehen vor.“
Die Raubtiershow mit den drei Löwen war die wichtigste Attraktion für den Zirkus. Einen solchen Vorfall mit den wilden Tieren gab es noch nie. Um 15 Uhr ging die Familien-Vorstellung auf dem Käthe-Kollwitz-Platz in Neuruppin los. Eine Stunde später, die Löwen-Show war gerade vorbei, führte Dompteur Ortmann seine Tiere aus der Manege. Die dreieinhalbjährige Löwin Nala aber wollte nicht in den vergitterten Tunnel, der in die Käfige führt. Sie stürmte direkt auf Ortmann zu, der an einer Tür für den Dompteur stand. Das Tier habe ihn angegriffen, berichtete Ortmann. Seine Frau und sein Sohn Gino seien ihm zur Hilfe gekommen und hätten eine Tür geöffnet, die für den Dompteur vorgesehen ist. Aber die Löwin war flinker, drängte den Mann einfach beiseite und brach durch. Aus dem Zirkuszelt rannte Nala direkt in ein angrenzendes Wohngebiet. Auch ein zweiter Löwe wollte ausbüchsen und eilte hinterher, konnte allerdings schnell wieder eingefangen werden. Die Polizei rückte mit sechs Einsatzwagen an und verfolgte Löwin Nala. Schließlich entdeckten sie das Tier, es hockte auf einer Wiese am Ruppiner See.
„Sie war schon immer ein wenig schwierig, ich bin mit dem Tier aber klargekommen“, berichtete Ortmann. Gestern sei Nala aber äußerst aggressiv gewesen. „Es ist Brunftzeit, die Tiere werden rollig“, sagte Ortmann. „Von den technischen Anlagen her war aber alles in Ordnung.“ Der Zirkuschef zog aber noch am Abend erste Konsequenzen aus dem Vorfall. Vorerst soll es bei den Vorstellungen keine Raubtiershows mehr geben – die Gäste sollen keine Angst haben. Die Polizei prüft nun, ob gegen den Zirkus Ermittlungen aufgenommen werden.
Es war nicht der erste Zwischenfall mit einem Zirkustier in Brandenburg: Schmerzhaft endete kürzlich für zwei Spaziergänger die Begegnung mit einem ausgebrochenen Kamel in Teltow. Dieses biss und trat um sich. Auch mit Löwen hat Brandenburg schon Erfahrungen gesammelt. In Schenkendorf bei Königs Wusterhausen startete die Polizei im Jahr 2000 ein groß angelegte Suchaktion mit Hubschraubern und einer Hundertschaft. Anwohner hatten unabhängig voneinander angeblich einen Löwen durch die Gegend streifen sehen und in der Nacht „undefinierbares Tiergebrüll“ gehört. Allerdings stellte die Polizei ihre Suchaktion nach dem Raubtier nach einigen Tagen ein, weil kein Tierheim, Zirkus oder Löweninhaber ein Tier als vermisst gemeldet hatte. Auch eine Löwenspur war in den Wäldern ringsum nicht zu finden. Alexander Fröhlich
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: