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Brandenburg: Luther und Brandenburg
Zum Start des Brandenburger Luther-Themenjahrs gab es auch persönliche Worte
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Frankfurt (Oder) - Jetzt ist es vollbracht: Nach jahrelanger Vorarbeit ist in der Frankfurter Marienkirche das Themenjahr Kulturland Brandenburg 2017 eröffnet worden. Im Zentrum steht unter dem Motto „Wort & Wirkung. Luther und die Reformation in Brandenburg“ die Auseinandersetzung mit den Umwälzungen vom 16. Jahrhundert bis heute. „Luther veränderte nicht nur die Religion, sondern die Gesellschaft, die Politik und die Arbeitswelt. Sein Wirken hat neue Bewegungen in den Städten und auf dem Land ausgelöst und den Grundstein für das heutige Gemeinwesen gelegt“, sagte Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) in einer sehr persönlich gehaltenen Ansprache vor mehr als 400 Gästen in der Frankfurter Marienkirche.
Auch wenn Luther selbst nie in Brandenburg war, spüre Woidke im Gotteshaus eine enge Verbindung zum Reformator und dessen Zeit, denn Luther-Gegenspieler Johann Tetzel verlas in der Sakristei von Sankt Marien 1517 seine 106 Gegenthesen. „Frankfurt galt damals als das ,Anti-Wittenberg’“, unterstrich Woidke. Daher sei die Oderstadt für die Auftaktveranstaltung des Themenjahrs ein sehr gut gewählter Ort.
Schon zum 500. Geburtstag Luthers habe Woidke 1983 als Student ehrenamtlich Besucher durch die Eislebener Andreas-Kirche geführt. „Deswegen werde ich versuchen, so viele der 300 Veranstaltungen des Lutherjahrs wie möglich zu besuchen“, erklärte er.
Der evangelische Landesbischof Martin Dröge schätzte sich überglücklich, dass das Brandenburger Lutherjahr seinen Fokus auf die Reformation und ihre Folgen für das Alltagsleben der Menschen, für ihren Glauben, ihre Wertvorstellungen, ihre Lebensgestaltung und ihr Verhältnis zur Gesellschaft lenke. „Denn Reformation ist nicht vorbei und erschöpft sich nicht in einem historischen Blick in die Vergangenheit“, unterstrich er. Die Themen seien nach wie vor präsent: Da sei zum Beispiel die Frage nach der Freiheit des menschlichen Gewissens, die Frage nach der Fähigkeit von Institutionen, sich zu verändern, oder die Frage, welche gemeinsam geteilten Werte die Gesellschaft heute eigentlich zusammenhält, sagte der Landesbischof.
Zentral für Dröge sei auch: „Wie gestalten wir heute eigentlich unser Gemeinwesen, damit wir in dieser pluralen Gesellschaft in Frieden und Freiheit zusammenleben können?“ Das Themenjahr biete hierfür einen anregenden Dialograum zwischen Kirche und Land, zwischen Kirchengemeinde, Stadt und Dorf.
Die Reformation sei aber kein alles umstürzender Moment gewesen, sondern ein lange währender, auch widersprüchlicher Prozess, der seine Voraussetzungen im Spätmittelalter hatte und sich über einen längeren Zeitraum konfessioneller Formierungsprozesse hinstreckte, betonte Kulturland-Chefin Brigitte Faber-Schmidt. Dieser Vielfalt widme sich das Themenjahr in ganzer Breite.
Gut nachzuvollziehen sei dieser Wandel in der ebenfalls am Freitag eröffneten Frankfurter Leitschau „Bürger, Pfarrer, Professoren“. Ein weiterer Schwerpunkt werde auch in der Stadt Jüterbog gelegt. In der Schau „Tetzel-Ablass-Fegefeuer“ im Mönchenkloster wird den Spuren des Dominikanermönchs Tetzel nachgegangen, aber auch hinterfragt, was es mit dem Ablasshandel auf sich hat. Weitere Orte fänden sich Faber-Schmidts Angaben auch im Dom zu Brandenburg/Havel, im Dominikanerkloster Prenzlau, in Calau, Perleberg oder Luckau.
Bis zum 31. Oktober sind landesweit rund 300 Veranstaltungen geplant. Das Land hat das Kulturland-Themenjahr mit insgesamt 365 000 Euro unterstützt. Georg-Stefan Russew
Georg-Stefan Russew
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