Brandenburg: Mädchen sind bei lebendigem Leib verbrannt Vater im Krankenhaus erstmals vernommen. Rund 150 Teilnehmer bei Trauerfeier an dänischer Schule
Börnicke/Hadsund - Die beiden Mädchen, die am Freitag in einem Wald bei Börnicke tot aufgefunden worden waren, haben bei Ausbruch des Brandes noch gelebt. Dieses Ergebnis der Obduktion teilte die Potsdamer Staatsanwaltschaft gestern mit.
- Matthias Matern
- Jörn Hasselmann
Stand:
Börnicke/Hadsund - Die beiden Mädchen, die am Freitag in einem Wald bei Börnicke tot aufgefunden worden waren, haben bei Ausbruch des Brandes noch gelebt. Dieses Ergebnis der Obduktion teilte die Potsdamer Staatsanwaltschaft gestern mit. Unklar dagegen bleibe vorerst, ob die Mädchen vorher betäubt worden seien, hieß es. Die Ergebnisse weiterer toxikologischer Untersuchungen würden in den nächsten Tagen erwartet. Während die dänische Polizei bereits am Sonntag die Namen der beiden toten Kinder aus der Kleinstadt Hadsund im Norden Dänemarks veröffentlicht hatte, wollten die deutschen Behörden am Montag lediglich bestätigen, dass es sich bei den Opfern um „Kinder“ handelte. Endgültigen Aufschluss über die Identität der Opfer sollen ein DNA-Abgleich und eine Zahnuntersuchung geben.
Wie berichtet war am Freitag früh ein völlig ausgebrannter japanischer Kleinwagen mit den angeschnallten Leichen auf der Rückbank gefunden worden. Der Vater von Line Sofie (9) und Marlene Marie (10) war mit schweren Brandverletzungen in der Nähe von der Polizei aufgegriffen worden. Auch über die Brandursache teilten die Behörden am Montag nichts mit. Erkenntnisse erhoffen sich die Ermittler von weiteren Vernehmungen des Mannes. Erste Fragen stellte die Kriminalpolizei dem Schwerverletzten eigenen Angaben zufolge bereits gestern. Über den Inhalt wurde aber nichts bekannt.
Das Unfallkrankenhaus Marzahn dementierte gestern dagegen Angaben der Potsdamer Polizei, die am Wochenende mitgeteilt hatte, dass Peter R. ins künstliche Koma versetzt worden sei. Der Mann habe zwar teilweise schwere Verbrennungen an Händen und im Gesicht, diese seien aber nicht lebensbedrohlich. Noch in dieser Woche solle eine Hauttransplantation bei dem Mann vorgenommen werden. Voraussichtlich Ende nächster Woche könne der 40-Jährige in eine normale Klinik verlegt werden.
Dem Vernehmen nach soll Peter R. in der Klinik einen schwer gestörten Eindruck vermitteln. Er zeige keinerlei Reaktionen auf das Geschehen und den Verlust seiner beiden Töchter. Ermittler gehen davon aus, dass er das Auto mit seinen beiden Töchtern am Freitag früh angezündet hat. Offiziell bestätigt wird das bei der Staatsanwaltschaft noch nicht. Wie berichtet hatte sich die Mutter der beiden Mädchen vor einem Jahr von Peter R. getrennt. Dänischen Medien zufolge habe sie daraufhin das gemeinsame Haus verlassen und sei in eine Nachbarstadt gezogen. Dort habe sie bald einen neuen Partner gefunden. Inzwischen werde die traumatisierte Mutter psychologisch betreut, hieß es weiter. Eine andere dänische Zeitung erklärte die Tragödie am Montag so: „Die Scheidung zerstörte sein Leben.“ In Nord-Jütland wird intensiv über den Fall berichtet.
Am Sonntag hatte die Schule der beiden Mädchen in Hadsund zu einer Trauerfeier eingeladen. Nach Angaben des Schule seien wenigstens 150 Schüler, Eltern und Mitarbeiter gekommen. Die dänische Flagge vor der Einrichtung wurde auf Halbmast gehisst. Die beiden Geschwister besuchten die Havbakkeskolen und wären zum neuen Schuljahr in die 3. und 4. Klasse gekommen. Der Unterricht beginnt in Dänemark erst am Mittwoch. Der Schulleiter Jens Laurids Pedersen beschrieb Line Sofie und Marlene Marie einem Zeitungsbericht zufolge als „lebensfroh“ und stets „hilfsbereit.“ Auf je einem Stuhl in den Klassenzimmern der beiden Jahrgänge sollen Blumen gelegt und Kerzen angezündet worden sein. Am Mittwoch will die Schule eigenen Angaben zufolge den beiden Mädchen zudem mit einer Schweigeminute gedenken.
Auf Bitten der deutschen Behörden durchsuchte die dänische Polizei am Wochenende den Bauernhof von Peter R. Entgegen ersten anderslautenden Angaben lebte der 40-Jährige dort mit seinen Töchtern. Es seien jedoch keine Hinweise, vor allem kein Abschiedsbrief gefunden worden, sagte Ole Kristensen, Sprecher der Polizei von Nord-Jütland. Unterschiedliche Angaben gab es in dänischen Zeitungen auch über die Hintergründe der Tragödie. Nach einem Bericht wollte eine der Töchter zu ihrer Mutter ziehen. Nach einem anderen wollte die Mutter das Sorgerecht für die Kinder erstreiten.
Ebenfalls behaupten dänische Zeitungen, dass Peter R. auf seiner Facebook-Seite regelmäßig von seinen beiden Kindern berichtet habe. Noch am 30. März soll er etwa geschrieben haben, wie sehr er sich über die Geburtstagsgeschenke freue, die ihm seine Töchter gemacht hätten.
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