Brandenburg: Mahlower Gaststätte angezündet Mutmaßlicher Täter soll in Sicherheitsverwahrung
Berlin - Geschützt hinter Glas sitzt der kräftige Mann im Berliner Landgericht. Dritter Zeuge ist die letzte Lebensgefährtin des Angeklagten.
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Berlin - Geschützt hinter Glas sitzt der kräftige Mann im Berliner Landgericht. Dritter Zeuge ist die letzte Lebensgefährtin des Angeklagten. Sie versucht ein Bild zu entwerfen, was für ein Mensch Josef Platz (Name geändert), 51 Jahre alt, ist. Zurückhaltend, sagt sie, höflich. Die Berliner Staatsanwaltschaft hat ein anderes Bild. Sie hat Platz wegen Brandstiftung, schweren Raubes und Vergewaltigung angeklagt. Paul Eisermann, der Strafverteidiger, leitete den gestrigen ersten Prozesstag mit einer verlesenen Erklärung ein: Platz gestehe. Die Anschuldigungen der Staatsanwaltschaft seien zutreffend.
Wie berichtet soll Josef Platz in der Nacht auf den 29. Juli dieses Jahres eine Gaststätte in Mahlow niedergebrannt haben und noch in derselben Nacht in das Haus der Wirtin eingebrochen sein – zum zweiten Mal binnen vier Tagen. Er soll dabei Schmuck, einen Computer und anschließend ihr Auto mitgenommen haben. Am 2. August 2005 dann, wenige Tage nach dem Brand, soll Platz in Berlin in das Haus seines ehemaligen Chefs eingebrochen sein und dessen 17-Jährige Tochter vergewaltigt haben. Zudem soll er Gold- und Silberschmuck im Wert von rund 12 000 Euro und ein Auto geraubt haben. Beide Fälle werden nun in einem Prozess verhandelt.
Die 17. Strafkammer hatte zunächst vier Verhandlungstage angesetzt. Aber die wird sie nun nicht beanspruchen. Schon im Anschluss an die morgige Verhandlung will sie das Urteil sprechen. Und wie die Dinge stehen, deutet vieles auf eine Haftstrafe mit anschließender Sicherungsverwahrung hin. Das jedenfalls werden die Staatsanwältin und die Anwältin des vergewaltigten Mädchens, das als Nebenklägerin auftritt, fordern. Und Verteidiger Eisermann sagte gestern am Rande des Prozesses: „Die wahrscheinliche Perspektive für meinen Mandanten ist Sicherungsverwahrung. Es gibt nichts, das man ihm zu Gute halten könnte.“
Platz ist einschlägig vorbestraft. Vor zehn Jahren hatte er die Wirtin des Mahlower Cafés vergewaltigt und dafür acht Jahre im Gefängnis gesessen. Die Staatsanwaltschaft Potsdam, die im Fall der Brandstiftung in Mahlow ermittelte, ging deshalb von einem Racheakt aus. Warum Platz in das Haus des Bauunternehmers einbrach, konnte das Gericht bisher nicht klären. Ein mögliches Motiv ist, dass Platz seiner Auffassung nach oder tatsächlich noch Lohn zu bekommen hatte.
Ursprünglich sollte der Prozess am 6. Dezember beginnen. Doch am Morgen vor dem Auftakt schnitt sich Platz in seiner Einzelzelle der Haftanstalt Moabit die Pulsadern auf. Marc Neller
Marc Neller
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