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Brandenburg: „Man will Nabu gleichschalten“ Platzeck-Vertrauter kandidiert für Vorsitz

Potsdam - Im Naturschutzbund Brandenburg ist ein brisanter Führungs- und Richtungskampf ausgebrochen. Nachdem die Organisation sich vor der Landtagswahl den Zorn der von Ministerpräsident Matthias Platzeck geführten SPD zugezogen hatte, weil in einem „Schwarzbuch“ Defizite der Umwelt- und Energiepolitik angeprangert wurden, wird nun offenbar eine Ablösung des unbequemen bisherigen Nabu–Chefs Tom Kirschey versucht.

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Potsdam - Im Naturschutzbund Brandenburg ist ein brisanter Führungs- und Richtungskampf ausgebrochen. Nachdem die Organisation sich vor der Landtagswahl den Zorn der von Ministerpräsident Matthias Platzeck geführten SPD zugezogen hatte, weil in einem „Schwarzbuch“ Defizite der Umwelt- und Energiepolitik angeprangert wurden, wird nun offenbar eine Ablösung des unbequemen bisherigen Nabu–Chefs Tom Kirschey versucht. Auf der heutigen Landesdelegiertenversammlung, auf der die Nabu-Spitze neu gewählt wird, gibt es jedenfalls eine überraschende Kampfkandidatur gegen Kirschey – von einem langjährigen Platzeck-Vertrauten. Gegen Kirschey tritt der 66-jährige SPD-Politiker Eberhard Henne an, 1998 bis 1999 Nachfolger Platzecks als Umweltminister und langjähriger Chef des Biosphärenreservates Schorfheide, eine Autorität in der Naturschutzszene. Henne und Kirschey waren gestern nicht erreichbar. Doch hat Henne in der „Lausitzer Rundschau“ zur Begründung seiner Kandidatur erklärt, unter Kirschey habe die Verbandsarbeit gelitten, er wolle „mehr Dialog“, „weniger Konfrontation“ mit der Regierung.

Seine Kandidatur ist im Nabu umstritten. Der bisherige Nabu-Vize Thomas Berg sagte den PNN, „hier wird versucht, den Nabu gleichzuschalten“. Man wolle offensichtlich einen „eingenordeten, braven, angepassten Verband“, sagte Berg. Anders sei die Kandidatur eines früheren Umweltministers mit guten Drähten zum Ministerpräsidenten nicht zu erklären. Eine Prognose zum Ausgang der Wahl wollte niemand wagen. Im Nabu gibt es einen allein auf Facharbeit vor Ort orientierten Flügel, aber auch einen politischen, für den Kirschey steht. Kirschey gehörte zu den Initiatoren und Autoren des „Schwarzbuches“, in dem der Platzeck-Regierung „eine abenteuerliche Energie- und Klimaschutzpolitik“, eine „verfehlte Abwasser- und Abfallpolitik“, aber auch eine einseitige Forstpolitik vorgeworfen wurde. Der Naturschutzbund Brandenburg ist mit 10 000 Mitgliedern der größte Umweltverband im Land.

Thorsten Metzner

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