Brandenburg: Märker finden Naturparks gut
Klare Mehrheit für den Erhalt. Allerdings sind einige wegen finanzieller Not in ihrer Existenz gefährdet
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Potsdam - In Brandenburgs Landesregierung sind sie regelmäßig vom Rotstift bedroht: Doch die Bevölkerung hat offenbar ihren Frieden mit den lange umstrittenen Naturparks im Land gemacht. Darauf deuten zumindest die Ergebnisse einer neuen Akzeptanz-Studie der Universität Greifswald hin, die Umweltministerin Anita Tack (Linke) am Mittwoch in Potsdam vorstellte. Mit der 25 000 Euro teuren Studie war in drei der elf Naturparks im Land untersucht worden, wie die Bevölkerung sie findet. Und zwar im Niederlausitzer Landrücken, im länderübergreifenden berlin-brandenburgischen Naturpark Barnim und im Stechlin-Ruppiner Land.
Bei den Befragungen, die repräsentativen Charakter hatten, war das Feedback demnach überall überraschend positiv. „Es sind Erfolgsgeschichten. In anderen Bundesländern, in anderen Schutzgebieten gibt es solche Ergebnisse nicht“, sagte Susanne Stoll Kleemann, die mit ihren Studenten vom Lehrstuhl für Nachhaltigkeitswissenschaft und Angewandte Geografie die Untersuchung machte. Es sei auch ein Unterschied zu Brandenburg in früheren Jahren.
Besonders deutlich wurde die Akzeptanz bei der „Sonntagsfrage“. Bei einer Abstimmung über einen Fortbestand des Naturparks würden danach im Barnim und dem Stechlin-Ruppiner Land 83 Prozent für den Erhalt stimmen, in der Niederlausitzer Heide sogar 91 Prozent. „Dass durch den Naturpark die Region bundesweit bekannter geworden ist“, glaubt überall eine Mehrheit der Leute, in der Niederlausitz gaben das 56 Prozent der Befragten an, im Stechlin-Gebiet 60 Prozent, im Barnim 58 Prozent.
Die Naturparks können Rückenwind gebrauchen. Tack war in der rot-roten Regierung vor einem halben Jahr am Veto von Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) gescheitert, als sie das System der Großschutzgebiete mit den elf Naturparks und drei Biosphärenreservaten, in eine neue Stiftung „Natur“ dauerhaft sichern wollte. Sonst seien wegen finanzieller Not vier Naturparks in der Existenz gefährdet, argumentierte das Umweltministerium damals.
Am Montag kündigte Tack an, dass sie in der nächsten Legislatur einen neuen Anlauf nehmen will, die Stiftung zu gründen. Tack sammelt dafür bereits Argumentationshilfen. Neben der Akzeptanzstudie hat das Umweltministerium eine weitere Studie in Auftrag gegeben, die bis 2015 die regionalökonomischen Effekte in den Naturparks untersuchen soll. Die Greifswalder Studie weist allerdings auch auf Reserven und Mängel hin. Ob am Stechlin, im Barnim oder in der Niederlausitzer Heide, fast jeder zweite Befragte kann demnach „Gründe, warum im Naturpark etwas unterstützt oder verhindert wird, ... oft nur schwer nachvollziehen“. Die CDU-Oppostion reagierte skeptisch. Die Ergebnisse der drei Naturparks seien nicht auf die anderen übertragbar, sagte Umweltsprecher Dieter Dombrowski. „In den meisten stagniert die Entwicklung. Naturparks sind kein Selbstläufer.“ Ohne entsprechende Finanzausstattung sei nur Verwaltung möglich, keine Entwicklung.Thorsten Metzner
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