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Von Alexander Fröhlich: Märkern reicht das Geld – immer öfter

Weniger Privat- und Firmenpleiten in Brandenburg / Besonders betroffen ist weiterhin aber die Baubranche

Stand:

Potsdam – Verbraucher und Unternehmen in Brandenburg gingen im vergangenen Jahr seltener pleite. So sank nach Angaben des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg die Zahl der angemeldeten Verbraucherinsolvenzen im Vergleich zum Vorjahr um 11,8 Prozent auf 5270. Bei den Unternehmen hält der rückläufige Trend der vergangenen Jahre an.

Nun ist auch der seit Jahren anhaltende Anstieg bei nicht mehr zahlungskräftigen Verbrauchern vorerst gestoppt. Die Verbraucherzentrale Brandenburg (VZB) warnte jedoch vor Optimismus. Jede Überschuldung sei eine zu viel, sagte Erk Schaarschmidt, VZB-Referent für Finanzdienstleistungen. Auch glaube er nicht an eine Trendwende – „wenn man sieht, wie derzeit politisch argumentiert wird und Kredite mit immer neuen Krediten befeuert werden“. Dieser „Obama-Effekt“ wirke sich auch auf die Verbraucher aus. Von einer positiven Nachricht sprach hingegen das Potsdamer Sozialministerium, die verstärkten Informations-Kampagnen auch der Sozialverbände für Konsumenten zeigten Wirkung.

Die mit den Pleiten verbundenen Forderungen bei den insgesamt 5270 Verbrauchen und ehemals Selbstständigen nahmen um rund 15 Prozent auf 474,6 Millionen Euro ab. Die Zahl überschuldeter Verbraucher ging dem Statistik-Amt zufolge um 10,4 Prozent auf fast 4100 Fälle zurück mit Forderungen von insgesamt 227,5 Millionen Euro, das sind fast sieben Prozent weniger als 2007. Die durchschnittliche Verschuldung hat rund 55 700 Euro betragen nach 53 500 Euro im Jahr zuvor. Die Zahl der insolventen „ehemals selbstständig Tätigen“ ist um 12,5 Prozent auf 1068 Fälle zurückgegangen. Hier lagen die Forderungen von 204,3 Millionen Euro um rund 20 Prozent unter dem Vorjahresniveau.

Ebenso meldeten die Statistiker am Freitag weniger Unternehmensinsolvenzen für 2008. Insgesamt 710 Verfahren wurden registriert, ein Rückgang von 11 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Allerdings blieb die Summe der offenen Schulden mit knapp 350 Millionen Euro nahezu konstant. In 190 Fällen wurden die Verfahren gar nicht erst eröffnet, weil mangels verwertbaren Vermögens Kosten dafür nicht zu decken waren.

Besonders betroffen war die Baubranche mit 207 Insolvenzanträgen (2007: 235) sowie der Bereich Handel und Fahrzeugreparaturen mit 126 Anträgen (130). Auch Dienstleistungsfirmen und Betriebe im Gastgewerbe meldeten sich häufiger zahlungsunfähig.

Brandenburgs Wirtschaftsministerium deutete die Zahlen gestern als „ erfreuliche Entwicklung“. Ministeriumssprecherin Claudia Lippert sagte: „Das ist ein Indiz dafür, dass die Unternehmen in Brandenburg deutlich besser aufgestellt sich als noch vor zehn Jahren.“ Mit Blick auf die internationale Wirtschaftskrise blieb sie allerdings zurückhaltend: Die Statistik stimme Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU) zuversichtlich, dass die Firmen die Krise deutlich besser überstehen, als dies noch vor Jahren möglich gewesen wäre. Tatsächlich war in Brandenburg bislang die Rede davon, dass die anziehende Konjunktur hier erst 2008 richtig durchgeschlagen hat. Jüngst hatte die Wirtschaftsauskunftei Creditreform – wie berichtet – vor einem Anstieg der Pleiten in Brandenburg wegen der Finanzkrise gewarnt.

Die meisten Unternehmensinsolvenzen gab es in den Kreisen Barnim (69), Märkisch-Oderland (62), Oberhavel (58) – und Potsdam-Mittelmark (57), hier liefen mit 33,4 Millionen Euro die meisten Forderungen auf. Bei den kreisfreien Städten steht Potsdam mit 37 Verfahren an erster Stelle vor Cottbus (33). Bei den Verbraucherinsolvenzen führt Oberhavel (373) die Liste an, vor Märkisch-Oderland (364) und Oder-Spree (319). Die durchschnittlichen Schulden je Verfahren (93100 Euro) waren ausgerechnet dort am höchsten, wo deren Zahl (159) mit am niedrigsten war: im Havelland.

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