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Brandenburg: Märkische Tropen

Malaysische Investoren wollen aus der Cargolifter-Halle eine Äquatorlandschaft machen – Aktionäre wehren sich

Brand. Diesen Absturz hatten sich die 72000 Aktionäre der inzwischen Pleite gegangenen Cargolifter AG nicht träumen lassen: Das mit ihrem Geld vorangetriebene Projekt riesiger Luftschiffe endet womöglich mit Kokospalmen, Dschungel und Sandstränden. Das sehen jedenfalls die Pläne des Insolvenzverwalters und einer malaysisch-britischen Investorengruppe vor. Am 15. Juli soll der Kaufvertrag für die weltweit größte freitragende Halle im 60 Kilometer südlich Berlins gelegenen Brand unterschrieben werden. Für 120 Millionen Euro plant die Gruppe Au/Tanjong eine in ihren Dimensionen in Deutschland einzigartige Tropenlandschaft.

„Das Projekt wird die Infrastruktur des Standortes der Leichter-als-Luft-Technologie zerstören“, kritisiert Andreas Eichner vom Verein der Aktionäre „Zukunft in Brand“. Auch der Chef des Luftschiffentwicklers, Carl von Gablenz, sieht nur noch wenige Chancen für seine Ideen in Brandenburg. „Mit den Plänen für eine Freizeitanlage vergibt Deutschland eine Chance zur Entwicklung von Hochtechnologie“, meint er. Brand besitze die einmalige Möglichkeit für eine neue Luftfahrttechnik. Aber nicht in einer Halle mit Dschungel.

Die Landesregierung hingegen hält sich zurück mit der Bewertung der Tropen-Pläne. „Das Projekt klingt interessant“, sagt Regierungssprecher Manfred Füger, „wir müssen abwarten, was die Verkaufsverhandlungen bringen.“ Das Land Brandenburg fordert vom Insolvenzverwalter 50 Millionen Euro zurück. Das Geld hatte Brandenburg in die Räumung des ehemaligen russischen Flugplatzes und den Bau der Halle investiert.

Insolvenzverwalter Rolf-Dieter Mönning ist überzeugt, dass eine Tropenlandschaft mit zwei Hotels in Brand Erfolg haben wird. Außerdem bleibe die Cargolifter-Halle als weithin sichtbares Symbol der Lausitz und des Landes Brandenburg erhalten. Im Februar hatte der Rechtsanwalt erstmals von einem möglichen Abriss des 360 Meter langen, 210 Meter breiten und 107 Meter hohen Kolosses gesprochen.

Alle anderen Interessenten seien vor den hohen Betriebskosten der Halle in Höhe von jährlich zwei Millionen Euro zurückgeschreckt. Vorbild für die Lausitzer Tropenlandschaft soll das „Eden Project“ im südenglischen Cornwall sein, wo man 135000 Pflanzen aus drei Klimazonen besuchen kann. Sollten die Tropenpläne verwirklicht werden, wird in Brand künftig nur noch das Besucherzentrum an die Luftschiffpläne erinnern – mit Baukästen und Modellen.

Modell für Brand: Das „Eden-Project“ in Cornwall: www.eden-project.co.uk

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