Brandenburg: Maroder Wallfahrtsort
Pilger zieht es wieder in die Wunderblutkirche in der Prignitz. Doch ihr Zustand ist nicht der beste
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Bad Wilsnack - Das Dach ist marode, auch im Inneren ist es an manchen Ecken fünf vor zwölf: Die Wunderblutkirche St. Nikolai in Bad Wilsnack (Prignitz) hofft auf finanzielle Hilfe durch den Bund. Im kommenden Jahr sollen die Arbeiten beginnen. Die Kirche war im Mittelalter bedeutender Wallfahrtsort. Mit der Reformation war damit Schluss. Seit einigen Jahren kommen aber wieder Pilger: Sie bewältigen die 130 Kilometer von Berlin bis nach Bad Wilsnack an der Grenze zu Sachsen-Anhalt.
„Es liegt ein Gesamtsanierungskonzept für die Kirche und die Umgebung vor“, berichtet der Vorsitzende des Gemeindekirchenrates, Christian Richter. Die Hallenkirche soll als spiritueller Ort hergerichtet werden. Zudem seien ein Pilgercafé und Andachtsräume vorgesehen. „Wir rechnen mit einer Summe von 4,7 bis 4,8 Millionen Euro“, sagt Richter. Die Gemeinde müsse mit Hilfe von Stiftern und Spendern einen Eigenanteil von rund 200 000 Euro pro Jahr aufbringen.
Ein erster Schritt ist inzwischen getan, um auch an Bundesmittel zu kommen. Die Wallfahrtskirche ist als national bedeutendes Kulturdenkmal anerkannt worden. Damit könne es im Denkmalpflegeprogramm gefördert werden, sagt eine Sprecherin der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Monika Grütters CDU). Voraussichtlich noch im Frühjahr werde über die Höhe der Förderung entschieden.
Grundlage für die Höhe der Summe seien die zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel sowie die Liste der zu fördernden Objekte, so die Sprecherin. Aus dem Programm sind in Brandenburg seit dem Mauerfall bereits zahlreiche Objekte unterstützt worden, wie die Rennbahn in Hoppegarten, oder der Dom der Stadt Brandenburg/Havel.
In der Wunderblutkirche wurden nach einem Brand 1383 drei unversehrte Hostien entdeckt, die angeblich Blutflecken aufwiesen. Heute sind die Hostien nicht mehr vorhanden: nur noch der geschnitzte Schrein, in dem sie einst aufbewahrt wurden.
In Brandenburg gibt es etwa 1400 Dorfkirchen, dazu noch etwa 250 Gotteshäuser in den Städten. Aus der Landeskasse stehen nach Angaben des Ministeriums im Jahr etwa drei Millionen Euro für ihre Restaurierung bereit. „Die Baumaßnahmen in Bad Wilsnack sind relativ umfangreich“, sagt die Referatsleiterin Ruth Klawun vom Landesamt für Denkmalpflege und dem Archäologischen Landesmuseum. Das Dachtragwerk müsse repariert werden, sonst entstehen langfristig größere Schäden. „Auch die Glasfenster müssen restauriert werden“, sagt sie.
Schon seit einiger Zeit kümmern sich Restauratoren um die Gruften. Im Laufe der Jahrhunderte wurden dort zahlreiche Mitglieder der Patronatsfamilie von Saldern bestattet. Gemeindekirchenrat Richter: „Wir wollen alles in Ordnung bringen und die Totenruhe wieder herstellen.“ Der Familie sind etwa eine außergewöhnliche Kanzel sowie mehrere Kunstwerke im Gotteshaus zu verdanken. G. Janicke
G. Janicke
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