zum Hauptinhalt

Brandenburg: Maskenmann erneut nicht wiedererkannt

Auch im Verlauf des Prozesses selbst hatte der 46-Jährige sein Aussehen mehrfach geändert

Stand:

Frankfurt (Oder) – Der im Maskenmann-Prozess in Frankfurt (Oder) angeklagte Mann aus Berlin kann sein Äußeres offenbar bis zur Unkenntlichkeit verändern. Er ist von einer Zeugin nicht wiedererkannt worden, die jahrelang im selben Plattenbau in Berlin-Lichtenberg wohnte.

Die 44-Jährige schilderte bei der Verhandlung am Donnerstag ausführlich die Gewohnheiten des Mannes, der zwei Etagen über ihr eine Wohnung gemietet hatte. Als sie der Richter nach 15 Minuten fragte, ob sie denn diesen Mieter im Gerichtssaal erkennen würde, antwortete die Frau: „Nein, wo soll der denn sitzen?“ Sie musterte sämtliche Justizbeamte im Saal. „Der Mann im blauen Hemd“, gab der Richter schließlich den entscheidenden Tipp. „Den hätte ich niemals erkannt“, bekannte die Zeugin. „Den hatte ich als Glatzkopf und äußerst sportlichen Typen in Erinnerung.

Mario K. steht wegen schwerer Körperverletzung und räuberischer Erpressung vor Gericht. Er soll im Sommer und Herbst 2011 eine Berliner Unternehmerfamilie in deren Haus in Bad Saarow zweimal überfallen und dabei einen Wachmann lebensgefährlich verletzt und im Oktober 2012 am Storkower See einen Investmentbanker entführt und seine Familie erpresst zu haben.

Bereits vor einigen Tagen hatte ein Rentner ebenfalls Schwierigkeiten, den Angeklagten wiederzuerkennen. Im Prozess selbst hatte der 46-Jährige sein Aussehen mehrfach geändert. Zuerst erschien er mit Vollbart, dann glatt rasiert und jetzt wieder mit einem Ansatz zu einem Bart. Bereits den Polizisten, die ihn vor seiner Verhaftung monatelang observierten, hatte er mehrfach nicht zuletzt wegen seiner vielen Tarnungen ein Schnippchen geschlagen. Im Prozess hatte er die Vorwürfe mit den Worten „Ich bin der Falsche“ bestritten. Trotz des nunmehr schon zwei Monate dauernden Prozesses hat der im Gerichtssaal von sieben Männern und Frauen bewachte angeklagte Dachdecker kaum etwas von sich preisgegeben.

Keine Probleme mit der Identifizierung hatten hingegen zwei andere Zeuginnen. „Er hat mich bedroht und beschimpft“, sagte eine 35-Jährige, die neben ihm wohnte. In ihrer Angst rief die vietnamesischstämmige Frau einmal sogar die Polizei. „Wenn die Zeit reif ist, machen wir mit euch das wie mit den Juden“, gab sie den damals im Treppenhaus gefallenen Satz wieder. Er habe sich ständig über Lärm im Haus aufgeregt. „Dabei waren meine Kinder und ich gar nicht die Schuldigen.“

Eine andere Zeugin berichtete, dass der Mann einmal auf der Post im Viertel auf eine harmlose Frage der Schalterfrau „extrem ausgerastet“ sei. Auch Kinder und Hundebesitzer habe er oft zur Ordnung gerufen. Mario K. nahm diese Schilderungen ohne sichtbare Regung auf und notierte sich jedes Detail in seinem Laptop. Claus-Dieter Steyer

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })