
© dapd
Brandenburg: Massiv-sichtbare Polizeipräsenz
Linke Mai-Feierlichkeiten: Der Samstag verlief relativ gut, aber am Sonntagabend begannen die Attacken
Stand:
Berlin - Der erste Tag der linksradikalen Mai-Feierlichkeiten in Berlin ist am Samstag zunächst relativ gut ausgegangen: Im Kreuzberger „Myfest“ vergnügten sich tausende Anwohner völlig friedlich. Die Flaschenwürfe in der Walpurgisnacht hatten sich an zwei Händen abzählen lassen, die entfachten „Feuer“ bestanden lediglich aus Plastikbierbechern. Doch am Sonntagabend gab es dann Randale: Linksautonome griffen bei der „Revolutionären-1.Mai-Demonstration“ in Berlin Polizeiautos an. Mehrere Fahrzeuge seien mit Steinen beworfen worden, sagte eine Polizeisprecherin. Auch seien Scheiben an Gebäuden beschädigt worden. Augenzeugen zufolge wurden Scheiben von Banken, eines Textildiscounters sowie eines Einkaufcenters und einer Bushaltestelle beschädigt. Immer wieder flogen auch Feuerwerkskörper in Richtung der Polizei. Angaben über mögliche Verletzte oder Festnahmen lagen zunächst nicht vor.
Dass es am Samstag so außergewöhnlich friedlich blieb, hatte mehrere Gründe. Der wichtigste war die massiv-sichtbare Polizeipräsenz vor allem bei der „Wir bleiben alle“-Demo durch Mitte und dann bei der „Antikapitalistischen Walpurgisnacht“ in Friedrichshain. Gezeigt wurde nicht nur Präsenz, sondern auch Stärke: Der Helm baumelte schon am sonnigen Samstagnachmittag am Gürtel, an kritischen Punkten parkten Wasserwerfer und Räumfahrzeuge, gut sichtbar. 6800 Polizisten hat Innensenator Ehrhart Körting für das Wochenende aufgeboten, das sind fast so viele wie 2010 – doch damals hatte es noch eine Neonazidemo in Prenzlauer Berg mit den entsprechenden Gegenprotesten gegeben. „Aktionen von Gewalttätern konnte die Polizei eng begrenzen und schnell unterbinden“, lobte das Polizeipräsidium am Mittag des 1. Mai die eigene Arbeit.
Dass 58 Personen festgenommen wurden ist kein Indiz für viel Randale sondern ein Zeichen, dass die Polizei sofort und konsequent einschritt. Fest jeder Flaschenwerfer konnte festgenommen werden, weil genügend Beamte da waren. Früher konnten sich die Randalierer in der Masse versteckt ausleben, dies gelingt nicht mehr.
Auch rein zahlenmäßig waren weniger Menschen unterwegs als in den Vorjahren. 1500 zählte die Polizei zwar auf der Demo gegen Mietsteigerungen und Verdrängung, die in dieser Form Premiere feierte am 30. April. Als die Demo nach 90 Minuten den U-Bahnhof Eberswalder Straße erreichte, zerstreute sich die Menge ohne auch nur einmal die Auseinandersetzung mit der Polizei zu suchen. Vermutlich wollten alle lieber die letzten Sonnenstrahlen für ein Feierabendbier nutzen. Angesichts des eiskalten Windes zog es die meisten in Lokale. Im Mauerpark, wie üblich nur mit strengen Einlasskontrollen und ohne Flaschen und Dosen zu betreten, verloren sich über den ganzen Tag addiert nach offizieller Zählung 1500 Menschen. Überwiegend waren es Familien aus der Nachbarschaft, die sich über den Hubschrauber der Polizei wunderten, der über dem ruhigen Pankower Hinterland am Himmel stand. Ein Polizeiführer erklärte das so: Von dort kann er genau so gut die Demo beobachten als wenn er direkt über dem Rosenthaler Platz stünde. Doch so war er für die Szene unsichtbar – etwa ein Drittel der 1200 Demonstranten gehörte zum so genannten schwarzen Block der Autonomen. Bekanntlich haben die Helikopter Kameras an Bord, die gestochen scharfe Bilder selbst aus großer Entfernung direkt in die Lagezentrale im Präsidium übertragen können.
Ab dem frühen Nachmittag feierten dort überwiegend Punks. Auch hier galt striktes, penibel kontrolliertes Flaschenverbot. Dafür gab es amtlich zur Verfügung gestellte Plastikbecher, damit mitgebrachte Flaschen umgefüllt werden konnten. Das Flaschenverbot resultiert aus den schlechten Erfahrungen früherer Jahre, als tausende Bierflaschen gegen Mitternacht auf Polizisten hagelten.
In der Nacht zu Sonntag gab es in drei Bezirken gezielte Aktionen von Linksextremisten: In der Kreuzberger Fichtestraße wurden Farbeier gegen eine Fassade geworfen, ebenso in der Eldenaer Straße in Prenzlauer Berg an einem Supermarkt. Am Bayerischen Platz in Schöneberg warfen etwa zehn Vermummte Steine gegen Scheiben der Commerzbank sowie der Baufirma Hochtief. Festgenommen wurde niemand. (mit dpa)
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: