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Erstmals seit 1988 in Deutschland: Maul- und Klauenseuche in Brandenburg ausgebrochen – drei Wasserbüffel verendet
In Hönow im Kreis Märkisch-Oderland ist die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen. Das Friedrich-Loeffler-Institut hat die Fälle bestätigt. Die Sperrzone reicht nach Berlin hinein.
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In Brandenburg ist die Maul- und Klauenseuche (MKS) ausgebrochen, erstmals seit 1988 in Deutschland. Das hat Agrarministerin Hanka Mittelstädt (SPD) am Freitagmorgen mitgeteilt. „In Brandenburg ist es der Erstausbruch.“ Es gebe drei verendete Wasserbüffel im Kreis Märkisch-Oderland, bei denen das Friedrich-Loeffler-Institut die Seuche zweifelsfrei nachgewiesen habe, so Mittelstädt. „Der Tierbestand wird derzeit tierschutzgerecht getötet und unschädlich beseitigt.“ Der Landkreis habe alle erforderlichen Maßnahmen eingeleitet.
Das Agrarministerium verhängte wegen der „leichten Übertragbarkeit“ der Seuche ein landesweites „Verbot sämtlicher tierischer Bewegungen (stand still) für 72 Stunden für Klauentiere“. Es gilt also für Rinder, Schafe, Ziegen oder auch Schweine. Sämtliche Tiere empfänglicher Arten sind an ihrem Standort einzusperren, so die Behörde. „An den Ein- und Ausgängen von Ställen und anderen Standorten sollen Desinfektionsmatten ausgelegt werden. Des Weiteren sind Hausschlachtungen aller Art verboten.“
Die Fälle von Hönow würden durch den Tierseuchendienst des Landes untersucht, unterstützt von zwei Spezialisten des Loeffler-Instituts, sagte Mittelstädt. „Die Maschinerie ist angelaufen.“ Beim Landkreis sei eine Task Force unter Leitung des Landestierarztes eingerichtet worden, ihr Staatssekretär Gregor Beyer sei im Krisenmanagement involviert. Vor allem prüfen die Behörden mit Hochdruck, was die Quelle des Erregers sein könne, auf welchem Wege dieser eingeschleppt wurde.
Für den Menschen ist die Maul- und Klauenseuche ungefährlich.
Hanka Mittelstädt (SPD), Brandenburger Landwirtschafts- und Umweltministerin
Nach Angaben von Mittelstädt ist eine Sperrzone im Umkreis von mindestens drei Kilometer und eine Überwachungszone im Umkreis von mindestens zehn Kilometer um die Hönower Ausbruchsstelle eingerichtet worden, die damit auch Teile des Kreises Barnim einschließt „und nach Berlin hineinreicht“. Hönow liegt unmittelbar an der Berliner Stadtgrenze. Mittelstädt betonte: „Selbstverständlich sind wir auch mit den Berliner Behörden in sehr, sehr engem Austausch.“ Da der betroffene Halter auch einen Betrieb im Kreis Oder-Spree hat, wird laut Mittelstädt eine dortige Betroffenheit geprüft. Es gehe um Futtermittel, das dorthin verbracht worden sei.

© dpa/Fabian Sommer
Wie viele Betriebe mit welchen Beständen sich in der Nähe befinden, können die Brandenburger derzeit noch nicht sagen. In Berlin sind es in Marzahn-Hellersdorf 14 Betriebe mit 120 Tieren, sagte Eva Jobs, Sprecherin der Senatsverwaltung für Justiz und Verbraucherschutz dem Tagesspiegel. Man stehe in engem Kontakt mit dem Brandenburger Krisenstab, was zu tun sei.
Ministerin Mittelstädt wies darauf hin, dass die Maul- und Klauenseuche eine sehr gefährliche Tierseuche sei. „Nach einem Ausbruch in Großbritannien mussten drei bis vier Millionen Tiere getötet werden“, sagte Mittelstädt. „Für den Menschen ist die Maul- und Klauenseuche ungefährlich.“
Die verendeten Tiere waren in Hönow an der Grenze zu Berlin am Donnerstag gefunden geworden. Am Freitagmorgen folgte die Bestätigung des Verdachtsfalls durch das Loeffler-Institut.
„Wir haben die Lage im Griff und unter Kontrolle“, sagte MOL-Landrat Gernot Schmidt (SPD) dem Tagesspiegel. „Die erforderlichen Sperrkreise wurden eingerichtet.“ Die betroffene Büffelherde besteht aus elf Tieren, die nun getötet werden.
Der betroffene Landwirtschaftsbetrieb setzt mit den Wasserbüffeln auf naturnahe Viehzucht und Landschaftspflege. Der frühere Agrar- und Umweltminister Axel Vogel (Grüne) hatte einen verstärkten Einsatz von Wasserbüffeln für die nötige Wiedervernässung von ausgetrockneten Mooren ins Spiel gebracht, die zur Senkung des Kohlendioxidausstoßes im Zuge des Klimaschutzes nötig wird.
Nach Auskunft des Loeffler-Instituts ist die Maul- und Klauenseuche eine hochansteckende Viruserkrankung bei Klauentieren (Rinder, Schafe, Ziegen und Schweine). Auch viele Zoo- und Wildtiere können demnach an MKS erkranken. Deutschland und die EU sind bislang amtlich anerkannt frei von MKS; die letzten Fälle in Deutschland traten 1988 auf. Die MKS komme allerdings in der Türkei, im nahen Osten und in Afrika, in vielen Ländern Asiens und in Teilen Südamerikas nach wie vor endemisch vor, so das Institut. Illegal eingeführte tierische Produkte aus diesen Ländern stellen laut Institut eine ständige Bedrohung für die europäische Landwirtschaft dar.
Für den Samstag habe er eine weitere Sitzung des Krisenstabes angesetzt, sagte MOL-Landrat Schmidt. Ministerin Mittelstädt habe ihre Teilnahme angekündigt. In Brandenburg geht nun im Krisenmanagement alles darum, eine weitere Ausbreitung der Seuche zu verhindern.
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