Pflege in Brandenburg: Mehr Anreize für Pflegeberuf gefordert
Potsdam - Die Pflegedirektorin des Evangelischen Zentrums für Altersmedizin in Potsdam, Dietlind Jander, fordert stärkere finanzielle Anreize und bessere Entwicklungschancen für den Pflegeberuf. „Es wird heute schon immer schwieriger, Patienten an Hauspflegedienste zu vermitteln, weil sie ausgelastet sind“, sagte sie aus Anlass des Tags der Pflege am Donnerstag in Potsdam.
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Potsdam - Die Pflegedirektorin des Evangelischen Zentrums für Altersmedizin in Potsdam, Dietlind Jander, fordert stärkere finanzielle Anreize und bessere Entwicklungschancen für den Pflegeberuf. „Es wird heute schon immer schwieriger, Patienten an Hauspflegedienste zu vermitteln, weil sie ausgelastet sind“, sagte sie aus Anlass des Tags der Pflege am Donnerstag in Potsdam. Das sei vor allem in den ländlichen Regionen Brandenburgs ein Problem. „Deshalb muss es Anreize geben, damit mehr und vor allem junge Leute sich für den Beruf interessieren“, unterstrich Jander.
Jander zufolge liegen viele Pflegekräfte vor allem in den strukturschwachen Regionen trotz Verantwortung und Fachkräfteausbildung nur knapp über dem Mindestlohn. „Ein Stundenlohn von elf Euro hat nichts mit Anerkennung für einen verantwortungsvollen Beruf zu tun“, sagte sie. Zudem müssten gerade junge Leute eine Perspektive erhalten, sich im Pflegeberuf weiterentwickeln und qualifizieren zu können.
Auch an den Zuschlägen für Schicht-, Wochenend- und Feiertagsarbeit hapere es. „Im Vergleich beispielsweise zu Mitarbeitern in der Metallindustrie erhalten Pflegedienstmitarbeiter nur einen Bruchteil der Zuschläge“, kritisierte sie. Dabei würden im Bereich der Pflege überdurchschnittlich viele Sonderdienste anfallen. „Das Leben richtet sich nach dem Dienstplan“, sagte sie, aber darüber werde in der Öffentlichkeit wenig gesprochen.
Zugleich appellierte Jander an die Politik, die Entbürokratisierung der Pflege weiter voranzutreiben. Bis heute nehme die Dokumentation eines Pflegeprozesses ein Drittel der Arbeitszeit in Anspruch. Dabei sei die Zeit zur Betreuung pflegebedürftiger Patienten ohnehin schon knapp bemessen.
2014 ermittelte die Landesregierung in der „Brandenburger Fachkräftestudie Pflege“ rund 96 000 Pflegefälle. Bis 2030 prognostizierte die Studie rund 162 000 Pflegebedürftige. Die Zahl der in der ambulanten Pflege tätigen Mitarbeiter müsste sich danach von 2500 Personen bis 2030 auf fast 5000 verdoppeln. Das gelte auch für die 16 400 Pflegekräfte in Krankenhäusern.
„Die Rahmenbedingungen haben sich bislang aber nur wenig verändert“, sagte Jander. Die Pflege sei für viele Menschen noch immer ein Tabuthema, nur wenige stellten sich die Frage, wie ihr Leben ab 80 Jahren aussehen solle. Jander ist deshalb überzeugt: „Die Situation muss sich wohl erst noch verschlechtern, bevor man aufwacht.“ Den Tag der Pflege verstehe sie deshalb als Chance, auf die wichtige und oft aufopferungsvolle Arbeit der Pflegekräfte hinzuweisen. „Finanzielle Anreize sind wichtig, aber auch Dankbarkeit und Würdigung dieser Arbeit helfen.“ Der Tag der Pflege am 12. Mai geht auf den Geburtstag von Florence Nightingale am 12. Mai 1820 zurück, die als Begründerin der modernen Pflege gilt. Christina Denz
Christina Denz
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