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Brandenburg: Mehr Teilhabe in der Schule zulassen Werteerziehung war Thema einer Fachtagung

Potsdam – „Eine Wert-lose Erziehung ist auch wertlos.“ Mit klaren Worten sprach sich der Berliner Weihbischof Matthias Heinrich gestern für mehr Werteorientierung im Unterricht aus.

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Potsdam – „Eine Wert-lose Erziehung ist auch wertlos.“ Mit klaren Worten sprach sich der Berliner Weihbischof Matthias Heinrich gestern für mehr Werteorientierung im Unterricht aus. Gleich mehrere Plädoyers für die Vermittlung von Werten erlebten die Teilnehmer einer Fachtagung für Werteerziehung im Brandenburgsaal in der Staatskanzlei. Eingeladen hatten die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und das katholische Erzbistum Berlin. Unter dem Motto „20 Jahre Erziehung zur und in der Demokratie“ diskutierten die Pädagogen in Workshops.

An Werten bilde sich eine Demokratie heraus, von Werten lebe sie, betonte der katholische Weihbischof Heinrich und forderte verstärkten Einsatz für die Werteerziehung: „Die Schule muss Defizite aufholen, die andere Institutionen verursacht haben“, sagte er: „Vielen Jugendlichen fällt es heute schwer, in ihrem Tun und in ihrem Leben einen Sinn zu finden.“ Werteerziehung könne dazu beitragen, junge Menschen in ihrer Persönlichkeitsentfaltung zu unterstützen.

Markus Dröge, der evangelische Landesbischof, warnte vor den Folgen der zunehmenden Globalisierung, Beschleunigung, Versachlichung und Individualisierung in der Gesellschaft. Dagegen müssten immer wieder „Verantwortungs- und Lebensräume mit festen Regeln“ definiert werden. Er sieht die Kirchen als Gegengewichte, „um die Maße des Menschlichen zu wahren“. Zentral seien die Forderungen nach Gemeinwohlorientierung, sozialen Sicherungssystemen und für einen wirtschaftlichen Ordnungsrahmen.

Nicht nur materielle Armut, auch „geistige Armut“ sei in Brandenburg ein Problem, betonte Jörg Schönbohm, ehemaliger CDU-Innenminister: „Damit müssen wir uns beschäftigen.“ Richard Schröder, früherer Verfassungsrichter Brandenburgs und Mitglied im nationalen Ethikrat, kritisierte die Brandenburger für „unglaublich hohe Erwartungen an den Staat“. Dabei handele es sich um „eine Erbschaft aus DDR-Zeiten“: „Es hat sich noch nicht herumgesprochen, dass die demokratische Staat nicht für alles zuständig ist.“ Freiheit bedeute auch, „dass ich mich um meine Angelegenheiten zuerst selbst kümmern muss“.

Bildungsminister Holger Rupprecht (SPD) rief „alle pädagogischen Institutionen“ zur Stärkung der Werteerziehung auf. So müsse beispielsweise die Verantwortungsübernahme und Teilhabe in der Schule zugelassen und ermöglicht werden. Demokratie sei nicht nur eine Staatsform, „Demokratie ist eine Lebensform, die immer wieder neu gefestigt werden muss, Generation über Generation“, so der Minister. In Brandenburg habe sich heute eine lebendige Demokratie mit einer optimistischen Jugend gebildet: „Wir können in den nächsten Jahren mit engagierten jungen Menschen in und aus Brandenburg rechnen.“ Gleichzeitig gebe es aber auch Defizite: neben der geringen Wahlbeteiligung sei auch die Bereitschaft, für ein politisches Amt zu kandidieren, niedrig. Auch das Engagement der älteren Generation werde „bei weitem nicht genug“ genutzt.Jana Haase

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