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Braunkohle in Brandenburg: Mehrheit der Lausitzer für Tagebaue
Die Braunkohlewirtschaft hat in der Lausitz einen großen Rückhalt in der Bevölkerung. Das legt jedenfalls eine Meinungsumfrage nahe. Naturschützer sehen in der Umfrage allerdings eine reine Stimmungsmache.
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Cottbus - Die Mehrheit der Lausitzer befürwortet die Braunkohleverstromung in der Region. Das geht aus einer am Montag in Cottbus vorgestellten repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Forsa im Auftrag der Gewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE, Bezirk Cottbus) hervor. Demnach stimmten zwei von drei Befragten der Aussage zu, dass "zur Sicherung der langfristigen zuverlässigen und kostengünstigen Versorgung mit Energie die Erweiterung des Braunkohletagebaus in der Lausitz notwendig" ist. Auch 34 Prozent der Grünen-Anhänger und 73 Prozent der Anhänger der Linkspartei stimmten zu.
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Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) sprach bei einer Wahlkampfveranstaltung in Cottbus ebenfalls von einer Perspektive für die Braunkohle in Deutschland. Voraussetzung sei allerdings, dass die Bevölkerung den Abbau des fossilen Energieträgers mittrage. Außerdem müsse die Braunkohleverstromung mit umweltverträglicher Technologie zur Abtrennung des klimaschädlichen Kohlendioxids einhergehen. "Braunkohle kann günstig produziert werden und hilft, den Strompreis niedrig zu halten", sagte Altmaier. Deshalb könne sie zum Erfolg der Energiewende in Deutschland beitragen.
Forsa hatte im Juni mehr als 2000 Lausitzer zur Energiewende und Energiepolitik befragt. Aus Sicht von jedem fünften Befragten ist die Erschließung neuer Tagebaue "nicht zu verantworten, weil die Schäden für Umwelt und Natur zu groß sind". Die Frage, ob es richtig ist, nach den Kernkraftwerken auch noch die Kohlekraftwerke abzuschalten, beantworten fast neun von zehn Befragten mit Nein.
Die Umfrage mache deutlich, dass die Menschen in der Region die Vor- und Nachteile der Braunkohle sehen, erklärte der Lausitzer IG BCE-Bezirksleiter Ralf Hermwapelhorst. "Gerade einmal 18 Prozent sind der Meinung, dass es den Kritikern der Braunkohle um die Zukunft der Region geht. 74 Prozent halten die Protestierer schlicht für Interessenvertreter in eigener Sache."
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) wies diesen Vorwurf zurück. "Statt die Menschen mit Suggestivfragen am Telefon zu nerven, sollte die IG BCE sich der Realität stellen. Nicht einmal Vattenfall glaubt selber an die Zukunft der Braunkohle", erklärte Brandenburgs BUND-Chef Axel Kruschat. Es werde Zeit, dass sich die Gewerkschaft um eine wirtschaftliche Alternative für die Lausitz nach der Braunkohle kümmere.
Auch Greenpeace ließ an der Umfrage kaum ein gutes Haar: "Ausschließlich die Bewohner des Braunkohlereviers zur Zukunft der Braunkohle zu befragen ist extrem kurzsichtig." Die Umwelt- und Gesundheitsschäden durch den Abbau von Braunkohle gingen weit über die Grenzen der Region hinaus.
Ähnlich äußerten sich die märkischen Bündnisgrünen. "Hier wurde mit manipulativen Fragen versucht, Stimmung zu machen", erklärte der grüne Lausitzer Bundestagskandidat Wolfgang Renner. Als "unseriös" bezeichnete die Allianz für Welzow (Spree-Neiße) die Umfrageergebnisse. Bei der vom Energiekonzern Vattenfall geplanten Fortführung der Kohlegrube Welzow-Süd im Teilfeld II müssten 800 Menschen umgesiedelt werden. (dpa)
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