Brandenburg: Militante Linke attackieren Szenelokale in Berlin
Täter verschütten stinkende Säure in vier Friedrichshainer Restaurants und drohen weitere Aktionen an
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Berlin - Nach ihrer „Freiraum“-Demonstration haben militante Linke in der Nacht zu Sonntag in den Berliner Bezirken Friedrichshain und Kreuzberg randaliert. Die Scheiben dutzender überwiegend teurer Autos wurden zerstört, in vier Restaurants wurde Buttersäure verschüttet, zahlreiche Gäste mussten ins Freie flüchten. Betroffen waren die Friedrichshainer Lokale „Mirsham“, „Habana“, „Plusminusnull“ und „Euphoria“. Habana-Wirt Ali Ekber Aydin berichtete gestern, dass es trotz stundenlanger nächtlicher Putzaktionen immer noch stinke. Seine Gäste hat er mit Aushängen über die Ursache informiert. In anderen Lokalen wurden am Rande der abendlichen Ausschreitungen Scheiben eingeschlagen.
Zudem wurde in der Nacht die McDonald’s-Filiale in der Frankfurter Allee mit Steinen und Farbbeuteln attackiert. Nahe dem Bundeskriminalamt an der Treptower Bouchéstraße wurde ein Geländewagen angezündet. Der für politische Delikte zuständige Staatsschutz hat in allen Fällen die Ermittlungen übernommen. Einen Überblick über den Umfang der Sachbeschädigungen hatte die Polizei gestern noch nicht. Bereits während der Demonstration Polizeiautos beschädigt worden, eines wurde von Randalierern umgestürzt. Am Rande der Demo wurde nach Angaben der linken Szene ein Schaulustiger von Polizisten absichtlich umgerannt. Der Mann fiel hin und verletzte sich schwer. Die Polizei teilte mit, der Vorwurf werde geprüft.
Die Buttersäure-Attacken erinnern frappierend an die Aktionen der Gruppe „Klasse gegen Klasse“ (KgK) , die in den neunziger Jahren unter dem Motto „Schickeria raus“ Kreuzberger Geschäftsleute terrorisiert hatte. Das „Maxwell“ hatte damals nach mehreren Anschlägen Kreuzberg verlassen. Die von anderen Linken als Kiezmiliz kritisierte KgK hatte die Radikalität damals nach und nach gesteigert. Dem Besitzer eines Feinkostgeschäfts wurde 1994 erst das Auto angezündet, dann gab es ein Sprengstoffanschlag auf das Schaufenster und ein schriftliches Ultimatum: „Verschwindet bis zum 31. Januar.“ In das Feinschmeckerrestaurant „Auerbach“ wurden 1992 erst Fäkalien gekippt, dann wurde sogar eine Handgranate in das geschlossene Lokal geworfen, der Schaden betrug 100 000 Mark.
Die jetzt betroffenen vier Bars und Restaurants befinden sich in der Simon-Dach-Straße und der Grünberger Straße. Zu den Buttersäure-Attentaten bekannte sich im Internet eine Gruppe „Autonome Stinktiere“. Das Bekennerschreiben endet mit einer Drohung: „Es ist davon auszugehen, dass wir wiederkommen. Ob es dann die nächste Cocktaillounge trifft oder die Nobelkarosse davor brennt, wird man sehen.“
Davor haben die Wirte Angst – und sind ratlos. „Wir können doch jetzt schon kaum die Miete bezahlen“, sagte der Habana-Wirt. Den anderen gehe es nicht anders. Doch auf solche Sorgen nehmen die organisierten Krawallmacher keine Rücksicht. Auf der Demo und auch im Bekennerschreiben wurden Grüne und Linkspartei für die Umstrukturierung des Bezirks verantwortlich gemacht. Der grüne Bürgermeister Franz Schulz hält die Sorge vor Gentrifizierung für berechtigt. Doch „statistisch gesehen gibt es zurzeit keinen Nachweis dafür“, hatte er kürzlich im Tagesspiegel-Interview gesagt. 2002 hatten Unbekannte den BMW seiner Freundin angezündet und „KgK“ daneben geschmiert. Geschnappt wurde niemand.Jörn Hasselmann
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