Brandenburg: Mit Aussicht nach oben
Blick frei: Der Berliner Fernsehturm hat jetzt einen gläsernen Aufzug
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Berlin - Es hätte schlimmer kommen können. „Wir haben natürlich überlegt, ob wir einen gläsernen Boden einbauen“, sagt Projektleiter Torsten Brinkmann, „aber wir wollen ja mehr Besucher haben und nicht nur noch halb so viele.“ Deshalb haben sich die Aufzugbauer am Fernsehturm auf eine für alle Gäste verträgliche gläserne Decke beschränkt, und auch die ist eigentlich nur eine halbe, weil die Technik ja auch irgendwo hin muss. Doch so gibt es ihn nun immerhin zunächst in einem der beiden öffentlichen Aufzüge des Turms: den Blick nach oben.
Sobald der Lift sich in Bewegung setzt, schalten sich oben auf dem Dach der Kabine zwei Lampen ein, die den Schacht beleuchten. Das ist nicht spektakulär, gibt aber doch einen schönen Eindruck davon, wo man so entlangfährt, wie schnell sich das anfühlt, und dass in regelmäßigen Abständen Türen da sind wie in einem Bruce-Willis-Film, Türen zum Nottreppenhaus. Außerdem vermittelt es einen Blick auf die Technik, die recht verlässlich wirkt.
Anlass dieser Neuschöpfung war der Neubau der beiden Aufzüge. Dieser erste ist nach vier Wochen Bauzeit nun einsatzfähig, und der zweite folgt in der kommenden Woche; ab Mitte April sind dann beide wieder in Betrieb, was die derzeit recht lange Wartezeit verkürzen wird. Die neue Technik macht die Aufzüge nicht schneller – das ist auch gar nicht erwünscht, es bleibt bei 35 Sekunden Fahrzeit mit sechs Metern pro Sekunde. Aber diese Technik ermöglicht es, beim Abwärtsfahren einen Teil des verbrauchten Stroms zurückzugewinnen. „Steigende Energiekosten und das zunehmende gesellschaftliche Bewusstsein für Umweltschutz verlangen nach solchen Lösungen“, heißt es in der Presseerklärung der Telekom und der Firma Thyssen-Krupp, die die Aufzüge baut.
Für den Neubau mussten Einzelteile mit mehreren Tonnen Gesamtgewicht in den Maschinenraum oberhalb der Kugel des Fernsehturms gebracht und dort montiert werden. Für diesen Zweck gibt es einen separaten Technik-Lift, der noch weiter nach oben fährt. Alle Teile wurden für den Fernsehturm maßgefertigt, um jegliche Umbauten am Gebäude selbst zu vermeiden. So ist für den Laien oben auch kaum ein Unterschied zu erkennen – es bleibt der prägnante Eindruck, dass die neue Maschine bedeutend geschmeidiger läuft. Aber auch das Rattern der älteren ist durchaus ein Qualitätszeichen: Es kommt von den Spuren, die die täglichen Bremsentests hinterlassen. Bernd Matthies
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