Brandenburg: Mit Hip-Hop an die Spitze
Das Land zeichnet beste Hochschullehrer aus
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Potsdam - Zwei der drei besten Hochschullehrer des Landes Brandenburg kommen aus Potsdam. Die Medienwissenschaftlerin Anna Luise Kiss von der Filmuniversität Potsdam und der Romanist Saman Sebastian Hamdi von der Universität Potsdam wurden am Freitag mit dem Landeslehrpreis ausgezeichnet. Als Dritter wurde der Aerodynamik-Dozent Florian Zaussinger von der BTU Cottbus-Senftenberg geehrt. Den drei Akademikern wurden in Potsdam für hervorragende Lehrtätigkeit Preise im Wert von jeweils 5000 Euro überreicht. Wachsende Heterogenität von Studierenden als Herausforderung für gute Lehre war das Thema der diesjährigen Ausschreibung.
Wie geht man damit um, dass in Seminaren die Studierenden zunehmend unterschiedliche Ausbildungsbiografien und kulturelle Hintergründe mitbringen? Zum Beispiel gibt man ein Seminar über das emanzipatorische Potenzial der Hip-Hop-Kultur. Der wissenschaftliche Mitarbeiter an der Professur für Kulturen romanischer Länder, Saman Sebastian Hamdi, wurde in der Kategorie „Umgang mit kultureller Heterogenität“ ausgezeichnet. Hamdi tanzt seit 17 Jahren erfolgreich Breakdance (unter anderem Deutscher Meister 2010) und organisiert gemeinsam mit seiner Tanzgruppe Flowjob unterschiedliche soziale und Bildungs-Projekte. Somit verbinden seine interdisziplinäre akademische Forschung und Lehre Theorie und Praxis in der jungen Disziplin der Hip-Hop-Studies, hieß es von der Jury. „Das Seminar war eine Mischung aus Theorie und Praxis, die Studierenden sollten alle Elemente der Hip-Hop-Kultur auch selbst ausprobieren können“, beschreibt der Romanist sein Konzept. Er ergänzte die klassische Lehre mit unkonventionellen Methoden des forschenden Lernens. Die Studierenden präsentierten die Forschungsergebnisse in kulturell freigestellter Form, zum Beispiel im Filmtheater in der klassischen Präsentation, Lyrik oder Rap-Performance.
Den Lehrpreis in der Kategorie „Umgang mit unterschiedlichen berufs- und bildungsbiografischen Vorerfahrungen“ erhielt Anna Luise Kiss (33). Die Medienwissenschaftlerin der Filmuniversität Babelsberg, die auch als Schauspielerin bekannt ist („Um Himmels Willen“, „In aller Freundschaft“) wurde für ihr Projektseminar „Hands-on Hermann Zschoche“ ausgezeichnet. Ihr Ziel war es, ein Seminar anzubieten, das für Studierende aller Studiengänge zugänglich sein sollte. Gemeinsam mit dem Filmmuseum erarbeitete sie eine Foyer-Ausstellung mit Retrospektive und Publikation zu dem Defa-Regisseur Herrmann Zschoche.
Anna Luise Kiss war bereits 2013 mit dem Nachwuchswissenschaftlerpreis des Landes Brandenburg ausgezeichnet worden. Sie hatte in ihrer Abschlussarbeit die letzte Wochenschau mit Adolf Hitler als zusammengeschnittene Inszenierung entlarvt und das Rätsel um das Entstehungsdatum der Aufnahmen gelüftet. Die Wochenschau-Episode mit Hitlerjungen wird immer wieder auf Hitlers 56. Geburtstag am 20. April 1945 datiert, die Medienwissenschaftlerin konnte hingegen den 19. und 20. März als Drehtage verifizieren. Jan Kixmüller
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