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Brandenburg: Motiv Hass: Hund auf Afrikaner gehetzt

Täter vom Bahnhof Zoo war Polizei schon bekannt / Prozess: Nazi-Parolen und Gewalt in der S-Bahn

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Berlin - Ein klassischer Fall von rassistischer Hasskriminalität: Ohne jeden Anlass griff ein 37-Jähriger am Dienstagnachmittag einen Schwarzafrikaner an – im belebten Bahnhof Zoo. „Scheiß-Nigger“ brüllte der angetrunkene Mann dem 22 Jahre alten Ghanaer entgegen, „ich mach“ dich kalt“. Emmanuel D. , der in Begleitung einer Bekannten war, antwortete dem Pöbler, dass er keinen Ärger haben möchte und auch nicht mit ihm sprechen wolle.

Daraufhin ließ Arnd S. seinen Hund von der Leine und hetzte diesen auf den Afrikaner. Der in Berlin lebende Mann flüchtete zum Ausgang, der 37-Jährige setzte nach und warf eine Flasche nach dem Afrikaner. Dieser rutschte auf den Scherben aus, fiel hin, der Hund biss den am Boden Liegenden in den Fuß. Als ein Wachmann der BVG hinzukam, flüchtete Arnd S. – direkt in die Arme von zwei Polizisten, die zufällig in den U-Bahnhof kamen.

Ob der Festgenommene weiter wegen „versuchter gefährlicher Körperverletzung“ in Haft bleibt, war bis Redaktionsschluss noch offen. Wie es gestern im Präsidium hieß, sollen sich die beiden Männer auf dem Bahnsteig erstmals begegnet sein – „reiner Hass“ sei das Motiv, hieß es. Arnd S. ist der Polizei mehrfach aufgefallen, unter anderem wegen Gewalttaten – nicht aber wegen rechtsradikaler Taten. Der Hund wurde ins Tierheim gebracht.

2005 gab es in Berlin 18 fremdenfeindliche Gewalttaten, 2004 waren es 28. Unklar blieb gestern, ob der ermittelnde Staatsschutz die Videoaufnahmen vom Bahnsteig der U 9 angefordert hat. Wie es hieß, gebe es ausreichend Zeugen der Attacke, diese sei aber so schnell erfolgt, dass keiner der vielen Fahrgäste einschreiten konnte.

Ein anderer Fall von Gewalt im Nahverkehr wurde gestern vor Gericht verhandelt. Mehrere Männer hatten Stefan F. auf einem S-Bahnhof bewusstlos geprügelt. Dieser hatte sich zuvor gegen „Heil Hitler“-Rufe gewandt. „Lass das“, forderte der 37-jährige Autolackierer. Plötzlich aber kamen mehrere Personen auf ihn zu. „Die haben auf mich eingeschlagen, mir die Jacke über den Kopf gezogen, dann weiter geschlagen und auch getreten“, sagte er vor dem Landgericht. Dort muss sich mit Marcel Z. seit gestern einer der mutmaßlichen Angreifer wegen Körperverletzung verantworten.

Der 23-jährige Angeklagte war am frühen Morgen des 2. April mit drei Freunden unterwegs. Sie warteten nach einer Nacht in einer Disko auf dem Berliner S-Bahnhof Frankfurter Alle auf die Bahn. Die „Heil-Hitler“-Rufe seines Kumpels Max habe er gehört, räumte Z. ein. „Richtig rechts“ seien aber weder dieser Freund noch die anderen. „Das war eigentlich nur Wichtigtuerei“, schätzte Z. ein. Wie die Schlägerei begann, hat er angeblich nicht gesehen. „Ich lief um einen Kiosk rum, sah dann die Fäuste fliegen.“ Er sei lediglich „dazwischen gegangen“, um seinem Kumpel zu helfen. Er könne sich an Einzelheiten allerdings nicht mehr erinnern, da er in der Nacht Alkohol getrunken und Drogen konsumiert habe.

Die Angreifer hatten bis zur Bewusstlosigkeit auf Stefan F. eingeprügelt. Eine Kopfplatzwunde musste genäht werden, die Rippen waren geprellt. Das Gesicht des Angeklagten habe er sich gemerkt, sagte das Opfer. „Weil er aus der Mitte der Gruppe kam.“ Dieser Schläger sei ihm deshalb auch wie der „Rädelsführer“ vorgekommen.

Der Prozess gegen den Köpenicker Z. wird in einer Woche fortgesetzt.

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