Brandenburg: Müllfund auf Flugplatz Briest
7000 Kubikmeter illegaler Müll /Ermittlungen gegen Umwelttechnikfirma
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Havelsee/Brandenburg/Havel - Die Staatsanwaltschaft Potsdam ist einem neuen Müllskandal auf der Spur: Eine Umwelttechnikfirma soll auf dem Gelände des ehemaligen Militärflughafens Brandenburg-Briest in Potsdam-Mittelmark illegal Müll gelagert haben. Bei einer Durchsuchung des Geländes stießen Mitarbeiter des Landeskriminalamtes (LKA) Eberswalde am Dienstag auf 7000 Kubikmeter Kunststoff-Mischabfall und Siedlungsabfall sowie weitere 400 Kubikmeter vergrabene Abfälle, wie Staatsanwaltschaft und LKA gemeinsam mitteilten. Ermittelt werde gegen sechs Verantwortliche der inzwischen insolventen Umwelttechnikfirma, die Lagerhallen auf dem Gelände gemietet hatte, erklärte Staatsanwaltssprecher Ralf Roggenbuck den PNN.
Die frühere Geschäftsführerin, eine 43-jährige Frau, und vier Männer stehen jedoch nicht nur im Verdacht, die Abfälle „aus Gewinnsucht“ in Brandenburg-Briest unerlaubt gelagert zu haben. Sie haben möglicherweise auch eigene Mitarbeiter um ihren Lohn betrogen: Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die ehemalige Chefin und einen fünften Mann wegen Insolvenzverschleppung sowie Vorenthaltung und Veruntreuung von Arbeitsentgelt.
Insgesamt durchsuchten die LKA-Mitarbeiter gestern acht Objekte in Brandenburg, zwei in Berlin sowie eines in Niedersachsen, wo die zuletzt im brandenburgischen Rathenow ansässige Firma ebenfalls Büros gehabt haben soll.
Bei den Untersuchungen seien mehr als 30 Mitarbeiter des LKA im Einsatz gewesen. Unterstützt wurden sie vom Umweltamt der Stadt Brandenburg (Havel) und den zuständigen Ordnungsämtern. Insgesamt wurden dabei den Angaben zufolge mehr als 300 Aktenordner und Datenträger sichergestellt.
Immer wieder hatten in der Vergangenheit illegale Mülllager im Land Brandenburg für Schlagzeilen gesorgt. Zuletzt hatten Unbekannte Anfang April in Lebus in Märkisch-Oderland unerlaubt Bauschutt auf einer zur Renaturierung vorgesehenen früheren Mülldeponie abgeladen. Zu diesem Zeitpunkt bearbeitete allein die auf Wirtschafts- und Umweltkriminalität spezialisierte Staatsanwaltschaft in Potsdam fünf Müll-Verfahren mit jeweils mehreren Beschuldigten.
Im bisher umfangreichsten Fall mit 330 000 Tonnen Müll in einer Kiesgrube in Malterhausen im Landkreis Teltow-Fläming wird der Abschluss der Ermittlungen demnächst erwartet. In zwei weiteren Fällen hat die Staatsanwaltschaft bereits Anklage erhoben, darunter auch gegen den als „Müllpaten“ bekannt gewordenen Bernd R., der insgesamt 144 000 Tonnen gefährlicher Abfälle an sieben Tatorten im Landkreis Potsdam-Mittelmark illegal vergraben haben soll. Sollten sich die Vorwürfe gegen ihn vor Gericht bestätigen, erwartet ihn eine Haftstrafe von sechs Monaten bis zehn Jahren. Gegen R. ist nach neuen Müll-Funden in einem ehemaligen Tagebau in Schlunkendorf im März 2010 unterdessen ein neues Ermittlungsverfahren eingeleitet worden. Jana Haase
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