Brandenburg: Mutter erstickt ihr Baby nach Geburt
Borgsdorf: Die 28-Jährige hat bereits zwei Kinder und lebte unauffällig
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Hohen Neuendorf - Erneut ist in Brandenburg ein Baby umgebracht worden. Nicht einmal zwei Monate nach dem Fund eines ermordeten Neugeborenen in Potsdam hat eine 28-Jährige in Borgsdorf (Oberhavel) ihren Säugling erstickt. Die Staatsanwaltschaft Neuruppin ermittelt wegen Totschlags. Der vom Amtsgericht Oranienburg bestätigte Haftbefehl wurde gegen Meldeauflagen außer Vollzug gesetzt. Der Haftrichter sah keine Fluchtgefahr – weil die Frau in geordneten Familienverhältnisse lebe, wie es hieß.
Tatsächlich ist die Frau bereits Mutter zweier Kinder im Alter von zwei und neun Jahren und allein erziehend. Sie wohnt in einer Einliegerwohnung auf dem Grundstück ihrer Eltern in Borgsdorf, einem Stadtteil von Hohen Neuendorf, direkt am nördlichen Berliner Ring. Bereits am Freitag war die Frau nach Angaben der Staatsanwaltschaft mit starken Unterleibsschmerzen in eine Klinik eingeliefert worden. Dort stellte die Ärzte dann fest, dass die Frau erst kurz zuvor ein Kind zur Welt gebracht haben muss, und schöpften Verdacht. Zu diesem Zeitpunkt sagte die offenbar verzweifelte Frau, von einer Schwangerschaft nichts bemerkt zu haben. Sofort schalteten die Mediziner die Polizei ein.
Gegenüber den Ermittlern bestätigte die Frau dann den Verdacht. Sie räumte ein, ein Kind geboren zu haben und es in einer Plastiktüte auf dem Grundstück ihrer Eltern versteckt zu haben. Bei der Obduktion am Montag stellte sich heraus, dass das Mädchen normal entwickelt und lebensfähig war. Nach ersten Erkenntnissen der Rechtsmediziner wurde es nach der Geburt erstickt.
Bislang lebte die Frau nach PNN-Informationen völlig unbescholten in Borgsdorf. Auch das Jugendamt hatte mit der Familie bislang nichts zu tun. Dabei bleibe es vorerst auch, die Behörde stehe aber in engem Kontakt mit der Staatsanwaltschaft, wie eine Sprecherin des Landratsamtes Oberhavel den PNN sagte. „Die Kinder sind versorgt und werden in der Familie betreut.“
Der Fall weckt schreckliche Erinnerungen an eine ganze Reihe von Kindstötungen in Brandenburg. Erst am 23. Dezember hatte ein Spaziergänger in Potsdam an einem Garagenkomplex ein totes Neugeborenes entdeckt. Das Mädchen war ebenfalls lebensfähig und ist getötet worden, die Leiche wies Spuren von Gewalt auf. Von der Mutter fehlt bislang jede Spur, allerdings konnte ihre DNA festgestellt werden. Einen Massen-Gentest hält die 15-köpfige Mordkommission aber noch für verfrüht, weil sie den Umkreis und die Zielgruppe noch nicht genau eingrenzen kann.
Bislang sind bei der Polizei 19 Hinweise eingegangen, eine heiße Spur fehlt bislang. Die Ermittler suchen aber einen schwarzen Pkw mit Kennzeichen Landkreis Potsdam-Mittelmark. Der Leichnahm des Babys wird an diesem Donnerstag in Potsdam beigesetzt. Um 12.30 Uhr sind alle Potsdamer zum Gottesdienst in der evangelischen Dorfkirche Bornstedt eingeladen.
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