Brandenburg: Nach den Politikern kamen die Ermittler
Verdacht auf Finanzmanipulationen: LKA und Steuerfahndung durchsuchten Biodiesel-Produzenten
Stand:
Pritzwalk/Potsdam - Erst kamen die Politiker, wenig später die Ermittler: Vor zwei Wochen erst hatten Brandenburgs Regierungschef Matthias Platzeck und Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (beide SPD) eines der größten Biodiesel-Werke Deutschlands in Pritzwalk-Falkenhagen (Prignitz) eröffnet. Gestern nun kamen 40 Ermittler vom Landeskriminalamt (LKA) Brandenburg, der Steuerfahndung und der Potsdamer Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität zur EOP Biodiesel AG.
Geschäftsleute des Vorzeigeunternehmens, das in Brandenburg, Rumänien und Lettland Bio-Diesel produziert, stehen nach Angaben der Staatsanwaltschaft Potsdam im Verdacht der Finanzmanipulation bei einer Vorgängerfirma der EOP AG. Es gehe unter anderem um die Veruntreuung von Unternehmenskapital und Steuerhinterziehung, so ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Potsdam gestern auf Anfrage der PNN.
Drei aktive bzw. ehemalige Vorstände und Aufsichtsräte des Unternehmens stünden im Verdacht, bei einer EOP-Vorgänger-Firma in den Jahresabschlüssen 2001 und 2002 bewusst falschen Angaben gemacht zu haben. So habe unter anderem verschleiert werden sollen, dass das Grundkapital der Firma in Höhe von 1,5 Millionen Euro tatsächlich nicht vorhanden war. Außerdem sollen die leitenden Mitarbeiter bei den Steuerbehörden verschleiert haben, dass sie Firmenkapital auf private Konten gelenkt hatten. Darüber hinaus gehen die Ermittler auch der Frage nach, ob die drei beschuldigten Firmenchefs einem Geschäftspartner aus dem Betriebsvermögen ein nicht abgesichertes Darlehen über 1,9 Millionen Euro gewährt hatten. Es solle auch geklärt werden, wofür das Geld genau gezahlt wurde und wo es geblieben ist, so die Staatsanwaltschaft gestern.
Bei EOP wollte sich gestern niemand zu den konkreten Vorwürfen gegen die Mitglieder der Firmenleitung äußern. EOP-Finanzvorstand Professor Karl-W. Giersberg, der nicht zu den Beschuldigten zählt, bestätigte gegenüber den PNN die laufenden Ermittlungen und verwies darauf, dass es sich nicht um Ermittlungen gegen die Aktiengesellschaft sondern eine Vorgänger-GmbH handle.
Insgesamt wurden gestern acht Büros und Wohnungen in Brandenburg, Berlin, Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern durchsucht.
In dem neuen EOP-Werk in Pritzwalk-Falkenhagen sollen pro Jahr 100 000 Tonnen Biodiesel hergestellt werden. Nach Unternehmensangaben entstehen 18 neue Arbeitsplätze. pet
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: