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Neue Ärzte für Brandenburg : Cottbuser Universitätsmedizin nimmt letzte Hürde
Vor allem im ländlichen Brandenburg ist der Ärztemangel ein gravierendes Problem. Nun will das Land in Cottbus selbst Mediziner ausbilden.
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Die Cottbuser Universitätsmedizin hat ihre letzte Hürde genommen. Am Mittwoch hat Brandenburgs Landtag mit der Mehrheit der Koalition das Gesetz zur Gründung einer Universitätsmedizin in Cottbus in zweiter Lesung final beschlossen. Die neue Hochschule soll zum 1. Juli die Arbeit aufnehmen. Die ersten Studierenden sollen voraussichtlich 2026 ihr Studium aufnehmen können.
„Wir sichern einen Meilenstein für die ärztliche Gesundheitsversorgung im ganzen Land“, sagte der SPD-Wissenschaftspolitiker Erik Stohn. „Wer Ärzte will, muss Ärzte ausbilden.“ In dem 3,8 Milliarden Euro teuren Projekt, das mit Transformationsmitteln des Braunkohleausstiegs gefördert wird, sollen 1300 neue Arbeitsplätze geschaffen werden. „Das ist Brandenburgs neuer Stolz“, sagte Stohn. Die „Medizinische Hochschule Lausitz – Carl Thiem“ sei ein Leuchtturmprojekt, das über die Grenzen des Landes ausstrahle.
Der CDU-Gesundheitspolitiker Michael Schierack hob hervor, dass die Universitätsmedizin junge Menschen in die Lausitz holen werde. Die CDU sei immer für einen erfolgreichen Strukturwandel in der Region eingetreten, so der Cottbuser Orthopäde. „Mit dem Bahnwerk und der Universitätsmedizin lassen wir die Lausitz nicht im Stich.“ Die Grünen-Abgeordnete Sahra Damus betonte, dass man die Gründungskommission der Universität um einen Vertreter der Studierenden und der wissenschaftlichen Mitarbeiter verstärkt habe. „Wir verbessern damit die Mitbestimmung“, so Damus.
Tarifbindung gefordert
Für die Oppositionsgruppe von BVB/Freie Wähler erklärte deren Abgeordnete Matthias Stefke, dass die Tarifbindung der Beschäftigten noch zu regeln sei. „Wir haben nichts gewonnen, wenn nach Betriebsaufnahme Beschäftigte von Bord gehen, weil sie anderswo besser bezahlt werden.“
Auch die Wissenschaftspolitikerin der Linken, Isabelle Vandré, begrüßte die neue Universität. Sie forderte allerdings ein Bekenntnis zum Erhalt der übrigen Kliniken in der Lausitz und mahnte ebenfalls eine volle Tarifbindung am Carl-Thiem-Klinikum und einen Verzicht auf weiteres Outsourcing an. „Wenn wir uns guten Arbeitsbedingungen verpflichtet fühlen, müssen wir das bestehende Outsourcing rückabwickeln.“
Die AfD-Wissenschaft- und Gesundheitspolitikerin Daniela Oeynhausen warnte davor, dass das Mammutprojekt mittendrin ins Stocken gerate. „Denn wir müssen dieses Projekt vor der SPD schützen“, sagte Oeynhausen. „Das wäre nämlich nicht die erste Unimedizin, die die Genossen an die Wand fahren.“
Für die Landesregierung erklärte Wissenschaftsministerin Manja Schüle (SPD), gelungen sei ein Strukturwandel erst dann, wenn es den Menschen hinterher besser geht als vorher. Damit das in der Lausitz gelingt, brauche man alle Menschen, die sich dort engagieren wollen. Die Cottbuser Universitätsmedizin trete nicht in Konkurrenz zur Medizinischen Hochschule Brandenburg (MHB) in Neuruppin und Brandenburg/Havel. Sie ergänze aber deren Angebote. Man habe die neue Universitätsmedizin in Rekordzeit errichtet. Nun gehe es los.
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