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Brandenburg: Neue Blütenträume

Die „Havelregion“ bewirbt sich nun amtlich um die Bundesgartenschau 2015 In der Landesregierung findet das Projekt jedoch keine Unterstützung

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Potsdam - In Brandenburg wird nun doch ein neuer Anlauf gestartet, um nach den Erfolgen von Cottbus (1995) und Potsdam (2001) zum dritten Mal eine Bundesgartenschau ins Land zu holen: Die „Havelregion“, ein zu diesem Zweck gebildeter Verbund von Havelanrainer-Kommunen zwischen der Stadt Brandenburg und dem sachsen-anhaltinischen Havelberg, hat jetzt offiziell bei der Deutschen Bundesgartenschaugesellschaft in Bonn seine Bewerbung für die Buga 2015 eingereicht. „Natürlich rechnen wir uns Chancen aus. Sonst hätten wir es nicht gemacht“, sagte Brandenburgs Oberbürgermeisterin Dietlind Tiemann (CDU) am Wochenende den PNN. Die Entscheidung, wo die BUGA 2015 stattfindet, fällt im August 2007, im Juli muss das Konzept in Bonn präsentiert werden. Die Bewerbungsfrist endete am 15.Mai.

Die rund 150 Seiten starke Bewerbung ist seit Dezember 2006 von den fünf beteiligten Kommunen vorbereitet worden, die auf professionelle Hilfe zählen konnten: Die Machbarkeitsstudie stammt etwa vom Berliner Landschaftsplaner und Buga-Experten Prof. Klaus Neumann, der in Cottbus, Rostock und Gera mit im Boot war. Zu den Beratern gehörte der frühere Abteilungsleiter für Städtebau im brandenburgischen Bauministerium, Klaus Eichler, der als ein „Vater“ der Bundesgartenschau in Potsdam 2001 gilt: Deren Erfolg erleichterte dem damaligen Oberbürgermeister Matthias Platzeck (SPD) den Wechsel ins Ministerpräsidentenamt.

Die Havelregion rechnet sich ´reale Chancen für die Buga aus, weil das Konzept mehrere Besonderheiten hat, wie Tiemann betont: Zum einen entspricht es der neuen Buga-Philosophie weg von der traditionellen und etwas überlebten Stadt-Bundesgartenschau – hin zu Gartenschauen in Regionen wie 2007 um Gera oder 2017 um den Bodensee.

Zum anderen halten sich die Havel-Anrainer zugute, Projekte, die bis 2015 ohnehin in den Städten realisiert werden, intelligent für die Buga miteinander zu verzahnen. So soll das gerade rekonstruierte mittelalterliche Paulikloster in der Stadt Brandenburg, in der 2007 das 850jährige Gründungsjubiläum der Mark Brandenburg begangen wird, die zentrale Blumen-Ausstellungshalle werden. In Rathenow kann auf das Gelände der Landesgartenschau zurückgegriffen werden. Deshalb seien unterm Strich die Kosten überschaubar – und deutlich geringer als in Potsdam oder Cottbus, so die „Havelregion“-Planer. Die Investitionen würden demnach mit rund 63 Millionen Euro veranschlagt. Etwa die Hälfte davon sei trotz des frühen Planungsstadiums bereits gesichert. Zwar sind zum Beispiel rund 14 Millionen Euro für die Rekonstruktion der Regattastrecke am Beetzsee in Brandenburg noch offen - der größte offene Posten. Doch hat das Sportministerium eine Förderung bereits signalisiert, da im Jahr 2013 eine Ruder-Weltmeisterschaft in Brandenburg/Havel ausgetragen werden soll.

Der so genannte Durchführungshaushalt der Havel-BUGA sei insgesamt mit rund 26 Millionen Euro veranschlagt. Zu Grunde liege eine eher konservativ angesetzte Besucherprognose von 1,28 Millionen Gästen. „Wir stehen mit beiden Füßen auf dem Boden“, so Tiemann.

Die Havelland-Bewerbung „von Unten“ hat allerdings noch ein Handicap: Die Landesregierung von Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) und seinem CDU-Vize Ulrich Junghanns verweigert bislang die Unterstützung, obwohl das Projekt der propagierten Regierungslinie der „Erneuerung aus eigener Kraft“ und „Stärken zu stärken“ entspricht. Ohne gründliche Prüfung hatten Infrastrukturministerium, Umweltministerium, aber auch die Staatskanzlei nach PNN-Recherchen die Buga-Pläne von Anfang an torpediert. Offiziell wurden lediglich allgemeine finanzielle Risiken als Grund genannt, finanzielle Zusagen abgelehnt.

Die Folge ist, dass in der Bewerbung nicht einmal ein Grußwort von Platzeck oder Junghanns zu finden ist. Dafür findet sich dort ein Unterstützerbrief von Landtagspräsident Gunter Fritsch, der auch Präsident des Landestourismusverbandes ist. Die PDS-Opposition im Landtag hat die Bewerbung einstimmig unterstützt. Tiemann wollte das Störfeuer aus Potsdam am Samstag nicht kommentieren. „Das kann sich ändern. Das Konzept ist bestechend, es ist finanzierbar.“ Tiemann hat jetzt an noch einmal Platzeck geschrieben – und um Unterstützung gebeten.

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