Brandenburg: Neue Masche der Schmuggler Gleiches Auto und gleiches Kennzeichen
Berlin/Potsdam - Beim Lesen der Polizeimeldung wollte selbst Zollfahnder Thomas Graminsky, der seit fast vier Jahrzehnten im Job ist, kaum glauben, was dort im Protokoll stand: Ein Brandenburger Autofahrer ist am Montag auf der A2 nahe Ziesar (Potsdam-Mittelmark) von einem baugleichen Transporter – einem dunkelgrünen Mercedes Vito – mit selbem Kennzeichen überholt worden. Wie berichtet rief der verblüffte Fahrer umgehend die Polizei.
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Berlin/Potsdam - Beim Lesen der Polizeimeldung wollte selbst Zollfahnder Thomas Graminsky, der seit fast vier Jahrzehnten im Job ist, kaum glauben, was dort im Protokoll stand: Ein Brandenburger Autofahrer ist am Montag auf der A2 nahe Ziesar (Potsdam-Mittelmark) von einem baugleichen Transporter – einem dunkelgrünen Mercedes Vito – mit selbem Kennzeichen überholt worden. Wie berichtet rief der verblüffte Fahrer umgehend die Polizei. Nun sitzt der polnische Fahrer des anderen Autos im Gefängnis – in dem Kleintransporter waren bei der anschließenden Durchsuchung 500 000 geschmuggelte Zigaretten entdeckt worden.
„So einen Zufall gibt es so gut wie nie. Ich jedenfalls habe so etwas zuvor noch nicht gehört“, erzählt der Zollbeamte. Hinzu sei noch gekommen, dass die Polizeistreife unweit von Wollin, also gerade in der Nähe war und das verdächtige Fahrzeug schnell stoppen konnte. „Sonst wäre der andere Transporterfahrer ja schnell weg gewesen“, sagt Graminsky.
Doch hinter all dem steckt eine perfide Methode, welcher sich Gaunerbanden seit einiger Zeit bedienen, um ihre illegalen Geschäfte möglichst unbemerkt machen zu können: Die Kriminellen wollen möglichst unbemerkt aus Polen geschmuggelte Zigaretten über den Landweg in westdeutsche Städte oder über die Grenze bis ins benachbarte europäische Ausland bringen. „Ein Transporter mit polnischem Kennzeichen würde – weil er ins Raster passt – von den Zollfahndern öfter herausgewunken und kontrolliert werden“, sagt Graminsky. Also machen die Gauner Folgendes: Sie besorgen sich einen Kleintransporter einer gängigen Marke, dessen Farbe häufig im Stadtbild zu sehen ist. Dann schauen sie in Deutschland nahe dem polnischen Grenzgebiet nach einem baugleichen Fahrzeug. Von diesem Fahrzeug notieren sie das Kennzeichen und lassen es illegal nachpressen. Die kopierten Kennzeichen schrauben die Täter dann an ihr baugleiches Fahrzeug mit derselben Farbe. „Wenn sie nun ihre Schmuggelware durch Deutschland fahren und die Daten des Fahrzeugs vom Zoll oder der Polizei abgefragt werden sollten, dann passiert meist nichts, weil es nichts Auffälliges gibt: Das Kennzeichen passt zum Autofabrikat, und der Halter ist meist ein Deutscher“, erklärt Graminsky.
Dass nun der Original-Halter kürzlich ausgerechnet vom kopierten Fahrzeug überholt werden konnte, damit haben selbst die ausgebufftesten Gauner offenbar nicht gerechnet. Tanja Buntrock
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