zum Hauptinhalt

Brandenburg: Neue Runde im Streit um den Nationalpark

CRIEWEN . Das Tauziehen um Brandenburgs einzigen Nationalpark an der Unteren Oder geht weiter.

CRIEWEN . Das Tauziehen um Brandenburgs einzigen Nationalpark an der Unteren Oder geht weiter. Denn schon kurz nach der gestrigen Vorstellung des rund 3000 Seiten umfassenden Pflege- und Entwicklungsplanes vor der Öffentlichkeit gab es kritische Stimmen von Landwirten und Bürgermeistern der rund 80 Kilometer nordöstlich Berlins gelegenen Region. Zwar taucht im Gegensatz zum ursprünglichen Plan in der neuen Fassung die Ansiedlung von Elchen nicht mehr auf, doch die Einschnitte in die bisherige Landschaftsnutzung sind erheblich: Rückwärtige Deiche sollen verschwinden, um die jetzigen Trockengebiete zu bewässern und großflächige Auenwälder angelegt werden. Nur noch auf der Hälfte des insgesamt 10 500 Hektar großen Nationalparkes zwischen Hohensaaten und der polnischen Grenze kurz vor Stettin (Szczecin) soll ab 2006 überhaupt noch landwirtschaftliche Nutzung zugelassen werden, die andere Hälfte wird zum Totalreservat erklärt.Auftraggeber des veränderten Pflege- und Entwicklungsplanes ist der umstrittene Verein der Freunde des Deutsch-Polnischen-Europa-Nationalparkes. Laut dem 1995 vom Landtag beschlossenen Nationalparkgesetz soll der ehrenamtliche Verein in dem Gebiet Flächen erwerben, um diese dann ganz der Natur zu überlassen. 56 Millionen Mark hat er dafür zur Verfügung. Mehr als zwei Drittel davon kommen aus dem Bundeshaushalt. Doch mit jedem gekauften Hektar wächst die Kritik an dem Zusammenschluß von Naturschützern, Bürgermeistern, Unternehmern und Kommunalpolitikern. Denn auf diesen Flächen darf entweder gar keine Landwirtschaft mehr stattfinden oder nur unter strengen Auflagen. Die Uferstreifen sind beispielsweise für Rinder- oder Schafherden völlig tabu, die Zahl der Tiere pro Hektar ist begrenzt, und der Zeitpunkt der Mahd muß sich nach Brutzeiten richten.Der Vereinsvorsitzende Thomas Berg, Pfarrer in dem kleinen Dorf Lunow und Umgebung, zeigte sich gestern nicht weiter überrascht von den ersten kritischen Äußerung zum Plan. "Diejenigen, die jetzt schon skeptisch reden, wollen das ganze Projekt Nationalpark nicht. Denn niemand kann in so kurzer Zeit viele hundert Seiten durcharbeiten", sagte Berg. Schnellschüsse seien deshalb unangebracht. Bis Ende August hätten alle Beteiligten Zeit, dem Verein ihre Kritik mitzuteilen. "Natürlich wird es wieder Streit und Zank geben", meinte Pfarrer Berg. "Aber wir halten das aus und erfüllen weiter die Vorgaben des Nationalparkgesetzes."Bisher habe der Verein für rund zwölf Millionen Mark etwa 3000 Hektar Fläche innerhalb des Nationalparkes sowie 2000 Hektar außerhalb des Gebietes gekauft. Diese dienen dem Tausch mit Landwirten, die jetzt noch auf den attraktiven Flächen am Oderstrom wirtschaften. "Wir haben im Vergleich zur ersten Fassung des Planes viele Zugeständnisse gemacht", versicherte Berg. "Die meisten Wege bleiben für Besucher offen, und nur 50 Prozent des Nationalparks werden zum Totalreservat erklärt." Damit sei aber jetzt der Schlußpunkt für den Verein gekommen. Sonst verstoße er gegen den Auftrag des Bundesumweltministeriums und müsse Regreßforderungen fürchten.Ablehnung der neuen Vorstellung für den Nationalpark kam bereits von Landwirtschaftsminister Gunter Fritsch. Der Entwicklungsplan sei im Gegensatz zu einer Verlautbarung des Fördervereins nicht mit seinem Hause abgestimmt. "Das Verwirrspiel geht weiter", erklärte Fritsch. Auch der Umweltminister Eberhard Henne ließ kein gutes Haar am Gebaren von Pfarrer Berg. Mit "unabgestimmten Meldungen" stifte der Verein nicht nur Verwirrung, sondern auch berechtigten Unmut. In den nächsten Wochen werden die 60 Exemplare des Papiers vom Institut für Umweltstudien mit Sitz in Heidelberg, Potsdam und Kandel noch für heiße Diskussionen sorgen. Nachfragen beantwortet der in Zützen beheimatete Förderverein unter Telefon 03332/21 980.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false