Flüchtlinge in Brandenburg: Neue Unterkünfte gesucht
Es geht nicht mehr um große Auswahlkriterien Brandenburg sucht neue Unterkünfte für Flüchtlinge: Zumindest für den nahenden Winter ist ein Ersatz für Zelte gefunden.
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Potsdam - Brandenburg nimmt gemeinsam mit Berlin weitere Flüchtlinge aus München auf. 650 Menschen kamen am frühen Abend mit einem Sonderzug aus München am Bahnhof Berlin-Schönefeld an, „Danke Deutschland“, riefen viele. Beide Länder organisierten die Unterbringung der Menschen. 300 Flüchtlinge wurden im Anschluss mit Bussen nach Brandenburg in die Erstaufnahmestelle in Eisenhüttenstadt (Oder-Spree) gebracht.
Über das Wochenende arbeiteten die Behörden mit Hochdruck daran, neue Unterkünfte zu finden. Das Land verfügt bisher über 3400 bis 3500 belegbare Plätze in der Erstaufnahmestelle, samt den Außenstellen. „Die sind voll“, sagte der Ministeriumssprecher. Nun musste Brandenburg eilig rund 300 zusätzliche Plätze schaffen. Diese seien nicht nur für die Flüchtlinge aus Bayern gedacht, sagte der Ministeriumssprecher. Es sollten auch jene Einzelreisende versorgt werden, die sich täglich in der Erstaufnahmestelle des Landes meldeten.
In der Landesfeuerwehrschule in Eisenhüttenstadt musste für die 300 zusätzlichen Plätze nach der Übungs- nun auch die Fahrzeughalle geräumt werden, dort ist Platz für 100 Notbetten. Am heutigen Montag sollen zudem 100 Plätze in Zelten in Doberlug-Kirchhain, eine Außenstelle der Erstaufnahme in Eisenhüttenstadt, bereitstehen. In Ferch (Potsdam-Mittelmark) wurden weitere Zelte aufgestellt, dort ist nun Platz für 126 zusätzliche Flüchtlinge.
Vorwürfe aus München über mangelnde Hilfsbereitschaft anderer Bundesländer nannte der Ministeriumssprecher unberechtigt. „Wir stehen in ständigem Kontakt mit München“, sagte er. Die Anstrengungen seien groß. „Doch sind unsere Plätze und unsere Kräfte nicht unendlich.“ Brandenburg sei bestrebt, weitere Möglichkeiten zur Unterbringung zu erschließen, es komme seiner Verpflichtung nach dem Aufteilungsschlüssel unter den Ländern nach. „Brandenburg bemüht sich nach Kräften, so viele Flüchtlinge wie möglich unterzubringen.“
Derzeit sucht das Ministerium händeringend nach weiteren Unterkünften für Flüchtlinge. Es gehe jezt nicht mehr um große Auswahlkriterien, sondern um die Frage, ob und wie schnell man Immobilien potenziell nutzen könne, hieß es gegenüber den PNN. „Das Suchen hat kein Ende“, sagte der Sprecher.
Angesichts der bevorstehenden Kältesaison hat das Innenministerium inzwischen eine Lösung gefunden, um Flüchtlinge nicht mehr in Zeltstädten unterbringen zu müssen. Zumindest die beiden Lager in Eisenhüttenstadt sollen bis Mitte Oktober weichen. Stadtdessen sollen sogenannte Shelter-Hallen aufgestellt werden, die beheizbar sind. Die Hallen sind aus einzelnen Wohnmodulen zusammengesetzt, die flexibel kombiniert werden können und Flüchtlingen mehr Privatsphäre als Zelte bieten. Für Doberlug-Kirchhain aber hat das Ministerium Heizungen für die Zelte geordert. Dort soll der Umbau der Ex-Bundeswehr-Kaserne bis 1. Dezember abgeschlossen sein, dann sollen die Flüchtlingen dorthin umziehen.
Der Leiter der Erstaufnahmestelle in Eisenhüttenstadt, Frank Nürnberger, wies indes die Kritik der dortigen Bürgermeisterin Dagmar Püschel (Linke) zum Umgang mit Flüchtlingen zurück. „Ein Chaos ist nicht erkennbar“, sagte Nürnberger. Die Stadt sei immer informiert über die aktuelle Situation. Am Samstag hatte er in der RBB-Sendung „Brandenburg aktuell“ Püschels Kritik zudem als unsensibel und demotivierend bezeichnet. Die Bürgermeisterin hatte am Freitag chaotische Zustände bei der Ankunft von Flüchtlingen in der Stadt beklagt. (mit dpa)
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