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Teilnehmer eines Ostermarsches marschierten am Sonntag in der Nähe von Schweinrich bei ihrer Demonstration für eine friedliche Nutzung des ehemaligen Truppenübungsplatzes Bombodrom über das nach wie vor militärische Gelände.

© Jens Koehler/ddp

Von Michael Klug: Neue Zukunft für die freie Heide geplant

Zum ersten genehmigten Ostermarsch über das „Bombodrom“-Gelände kamen 2000 Menschen

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Schweinrich - Am Ostersonntag dürfen die Demonstranten erstmals das Gelände betreten, für dessen zivile Nutzung sie seit Jahren kämpfen. „Als Landwirt kenne ich eigentlich fast jeden Winkel in der Gegend, das Bombodrom aber nur vom Hörensagen“, sagt der 45 Jahre alte Uwe Braun aus Neuluttrow nahe dem Truppenübungsplatz an der Grenze zwischen Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Zu DDR-Zeiten war das von der Roten Armee genutzte Areal rigoroses Sperrgebiet. Braun: „Da hat man nur die Detonationen der Bomben und Granaten gehört.“

Auch die Bundeswehr plante einen Luft-Boden-Schießplatz in der Kyritz-Ruppiner Heide. Im vergangenen Jahr gab das Verteidigungsministerium das Vorhaben jedoch auf. Hintergrund waren massive Proteste und Klagen zahlreicher Initiativen, Gemeinden und Unternehmer gegen die Tiefflug-Pläne.

Als die Demonstranten am Sonntag nun erstmals mit offizieller Genehmigung der Bundeswehr das Gebiet betreten, brechen für Braun nach eigenen Worten neue Zeiten an. „Dafür haben wir hier 18 Jahre gekämpft. Mit dem Tag heute hat das Leben in der Region eine neue Qualitätsstufe erreicht“, sagt der Familienvater.

Wie Braun nutzen knapp 2000 Menschen aus Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt die sich erstmals bietende Möglichkeit und brechen zu einer einstündigen Wanderung durch die Heide auf. Trotz der Absage an einen Luft-Boden-Schießplatz bewegt die meisten die Angst vor einer weiteren militärischen Nutzung des Geländes zur Teilnahme. „Viele glauben, dass die Heide frei ist, weil die auf eine Nutzung als Abwurfplatz verzichtet haben. Als Truppenübungsplatz soll sie aber weiter genutzt werden“, sagt Braun.

Die Akteure wollen nun schnelle Tatsachen für eine zivile Nutzung der 144 Quadratkilometer große Fläche schaffen. So hat sich seit dem Verzicht der Bundeswehr im Juli vergangenen Jahres ein kommunales Bündnis aus Gemeinden und Bürgerinitiativen in Brandenburg sowie Mecklenburg zusammengefunden.

Während des Ostermarsches werden erstmals ein konkreter Forderungskatalog und ein erarbeitetes Konzeptpapier vorgestellt. „Das Gebiet muss unverzüglich aus dem Ressortvermögen der Bundeswehr gelöst werden und in das Nationale Naturerbe übernommen werden“, stellt der Bürgermeister der Stadt Neuruppin, Jens-Peter Golde (parteilos), eine der Hauptforderung vor.

Als Vorbild für eine neue Nutzung führt das Bündnis den ehemaligen Truppenübungsplatz Münsingen auf der Schwäbischen Alb an. „Genauso stark kampfmittelbelastet wie bei uns, sind dort seit der Stilllegung fast 100 000 Touristen jährlich auf gekennzeichneten Wegen unterwegs“, sagt Golde. Ähnliches schwebt den Kyritzern nun auch in ihrer Heide vor. Ein entsprechendes Konzept solle in Kürze Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) vorgelegt werden, kündigte Golde an. Dabei verweisen die Planer auch auf weitaus geringere Kosten für die Munitionsräumung als die von der Bundeswehr bislang angeführten.

„Man muss nicht alles, sondern nur ausgewiesene Wege räumen. Das kostet einen Bruchteil von dem, was die Bundeswehr behauptet“, sagt Golde mit Blick auf jene Rechenmodelle, wonach dem Bund für die großflächige Räumung des Gebietes mehr als 300 Millionen Euro an Kosten entstehen würden.

Von einer touristisch nutzbaren Heide könnte die gesamte Region profitieren, unterstreicht der Bürgermeister. „Als zweitgrößte Offenlandschaft in Deutschland wäre das eine Bereicherung der Erholungsangebote im Ruppiner Land und in Südmecklenburg.“ Einen Zeitplan für den Startschuss in diese neue Zukunft haben die Ruppiner ebenfalls schon aufgestellt. Zur Heideblüte im Herbst soll es die ersten geführten Touren durch die Heide geben.

Michael Klug

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