Brandenburg: Neuer Fall von Kindstötung
Haftbefehl gegen die 41-jährige Mutter
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Groß Schönebeck – Ein neuer Fall von Kindstötung erschüttert Brandenburg: Die Polizei hat am Mittwoch in Groß Schönebeck (Barnim) die Überreste eines Neugeborenen gefunden, gegen die mutmaßliche Mutter erging Haftbefehl wegen Verdachts auf Totschlag, seit Donnerstag sitzt sie in Untersuchungshaft. Die 41-Jährige Frau hat nach bisherigem Stand der Ermittlungen die Leiche des Babys in einer Tasche abgelegt, die Ermittler fanden diese „in einer Art Carport“, sagte Ulrich Scherding, Sprecher der Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder) am Freitag den PNN.
Das Baby war zur Geburt – vermutlich im Mai – lebensfähig, das hat nach Scherdings Angaben die Obduktion der Leiche ergeben. Nun soll die DNA des Kindes untersucht werden, denn unklar ist, ob das Kind eine Junge oder Mädchen ist, ebenso die Frage ob das Kind von der fünffachen Mutter abstammt. „Die DNA-Untersuchung ist nicht einfach, die Leiche ist schon stark verwest, da wird es schwierig, überhaupt noch Material zu finden“, sagte der Staatsanwalt. Die beschuldigte Frau bestreite, das Kind getötet zu haben. Allerdings deute einiges darauf hin, dass sie die Mutter des getöteten Kindes ist, betonte Scherding. Zudem
Medienberichten zufolge ist die 41-Jährige verheiratet, hat fünf Kinder im Alter von zwei bis 22 Jahren und soll in geordneten Verhältnissen gelebt haben. Es soll auch bei der Kreisverwaltung keinerlei Hinweise auf eine Kindeswohlgefährdung oder andere Auffälligkeiten in der Familie gegeben haben. Laut Staatsanwaltschaft hatte es im Ort schon vor einiger Zeit einen Hinweis an die Polizei gegeben – auf eine schwangere Frau, die plötzlich wieder schlank war, aber nie ein Baby bei sich hatte. Daraufhin startete die Polizei am Mittwoch eine große Durchsuchungsaktion auf dem Grundstück der Familie der 41-Jährigen. Gegen den mutmaßlichen Kindsvater wird nicht ermittelt. Es gebe derzeit keinerlei Anhaltspunkte dafür, dass der Mann von der Tat wusste oder daran beteiligt war.
Was mit übrigen fünf Kindern der Familien geschehen ist, blieb unklar. Die Kreisverwaltung war nicht erreichbar, die Staatsanwaltschaft konnte keine Angaben dazu machen. Es gab widersprüchliche Bericht der Nachrichtenagenturen: Einmal hieß es, die Kinder seien zu Verwandten in Obhut gekommen. An anderer Stelle wurde berichtet, vier der fünf Kinder hätten noch bei den Eltern gewohnt und würden jetzt vom Vater betreut.
In den vergangenen Jahren gab es mehrere Fälle von Kindstötung in Brandenburg zu beklagen. Im Barnim waren im Frühjahr Zwillinge gewaltsam zu Tode gekommen. Eine damals 21-jährige Studentin soll in Biesenthal den einen Jungen nach der Geburt, das zweite Baby noch im Mutterleib getötet haben. Seit Ende März sitzt die Frau in Untersuchungshaft, gegen sie wurde Anklage erhoben. Allein fünf tote Babys waren von Dezember 2007 bis April 2008 in Brandenburg entdeckt worden, darunter auch Frankfurt (Oder), Schwarzheide, Lübben und Nauen. Als einmalig in der bundesweiten Kriminalgeschichte gilt die Tötung von neun Babys unmittelbar nach der Geburt zwischen 1988 und 1998 durch Sabine H. aus Brieskow-Finkenheerd. Sie wurde zu 15 Jahren Haft verurteilt. Im Sommer 1999 verdursteten zwei alleingelassene Kleinkinder in Frankfurt (Oder). 2001 verhungerte der kleine Dennis in Cottbus, dessen Leichnam die Mutter in einer Tiefkühltruhe versteckte. A. Fröhlich
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