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Einer der wenigen. Der 26-jährige Asylbewerber Hamza Ahmed aus Somalia, der zuvor als Schweißer ausgebildet wurde, an einem Stahlsegment für einen Windradturm der Reuther STC GmbH in Fürstenwalde. In Brandenburg arbeiten nur wenige Fachkräfte aus Nicht-EU-Ländern.

© Patrick Pleul/dpa

Brandenburg: Nicht attraktiv

Bundesweit ist die Blaue Karte der EU für Auslandsfachkräfte ein Erfolg – nur nicht in Brandenburg

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Potsdam - Brandenburg ist für viele Fachkräfte aus Nicht-EU-Ländern nur wenig interessant. In Bundesvergleich lag die Mark mit 359 Inhabern der sogenannten Blauen Karte Ende September dieses Jahres auf dem vorletzten Platz, wie aus den Zahlen des Ausländerzentralregisters hervorgeht. Noch weniger ausländische Fachkräfte gab es mit 335 nur in einem anderen ostdeutschen Bundesland – in Mecklenburg-Vorpommern. Bei den Zuwanderern mit befristetem Aufenthaltsrecht nimmt Brandenburg mit 242 Arbeitnehmern sogar den letzten Platz im Bundesranking ein.

Die Blaue Karte war im August 2012 in der EU mit wenigen Ausnahmen eingeführt worden, um den Bedarf an hochqualifizierten Fachkräften zu decken. Zu den Voraussetzungen gehören ein Hochschulabschluss und ein Arbeitsvertrag oder ein festes Jobangebot. Das Mindestjahreseinkommen muss aktuell 49 600 Euro betragen, für stark nachgefragte Fachkräfte, etwa Naturwissenschaftler, Mathematiker, Ingenieure, Informatiker und Humanmediziner, sind es derzeit 38 688 Euro.  In Deutschlands waren Ende September laut dem vom  Bundesverwaltungsamt geführten Ausländerzentralregister rund 43 450 Fachkräfte aus Drittländern registriert. Davon hatten 31 200 nur ein beschränktes Aufenthaltsrecht und 12 250 eine dauerhafte Niederlassungserlaubnis. Die meisten Blauen Karten wurden in Bayern vergeben, gefolgt von Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Berlin. Hauptherkunftsländer der Auslandsfachkräfte waren im August nach Angaben des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge Indien, USA, China, Japan und Russland. 

Die Vereinigung der Unternehmensverbände in Berlin und Brandenburg (UVB) sieht die Blaue Karte als ein wichtiges Instrument zur Anwerbung hochqualifizierter Arbeitnehmer. „Allerdings ist die Gehaltsgrenze von derzeit mehr als 49 000 Euro gerade für Brandenburger Verhältnisse sehr hoch“, sagte UVB-Geschäftsführer Alexander Schirp und plädierte für „niedrigere Schwellenwerte“ beim Jahreseinkommen. Die Unternehmen hätten einen hohen Personalbedarf, vielerorts gebe es bereits Engpässe. Diese würden sich in den kommenden Jahren verschärfen.

Dagegen tritt der Arbeitsmarktexperte beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), Karl Brenke, für eine Anhebung der Mindesteinkommen ein. Mit den bisherigen Einstandsgehältern sei Brandenburg für Fachkräfte aus Drittländern unattraktiv. „Die Unternehmen müssen innovativer werden, um höhere Löhne zahlen zu können“, sagte er. Dies gelte gerade mit Blick auf den steigenden Fachkräftebedarf in den kommenden Jahren. 

Manfred Rey

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