Brandenburg: Noel Martin verschiebt Freitod
Potsdam/Birmingham – Das, was viele Menschen in aller Welt erhofft haben, geschieht tatsächlich: Noel Martin, der Mann aus Birmingham, den Neonazis in Mahlow vor zehn Jahren durch eine Attacke zum Pflegefall gemacht haben, wird doch nicht wie angekündigt am 23. Juli aus dem Leben scheiden.
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Potsdam/Birmingham – Das, was viele Menschen in aller Welt erhofft haben, geschieht tatsächlich: Noel Martin, der Mann aus Birmingham, den Neonazis in Mahlow vor zehn Jahren durch eine Attacke zum Pflegefall gemacht haben, wird doch nicht wie angekündigt am 23. Juli aus dem Leben scheiden. Der querschnittgelähmte Brite, der auf Rollstuhl und Pflegekräfte angewiesen ist, verschiebt den an seinem 48. Geburtstag geplanten Freitod auf unbestimmte Dauer: Er brauche noch Zeit, bürokratische Dinge zu erledigen, sagt er. Der Witwer will etwa regeln, dass sein Haus nicht an den Staat fällt, sondern „Charityprojekten zugute kommt“.
Martin konnte zuletzt wenig erledigen, da er monatelang bettlägerig war. Mit dem Erlös der Güter, die Martin geblieben sind – wie sein Haus oder sein Rennpferd Baddam – sollen nach seinem Freitod mit Sterbehilfe in der Schweiz etwa Bildungsprojekte für schwarze Kinder in Jamaica und Afrika unterstützt werden. Baddam soll im Juni wieder in Ascot starten, er war schon vergangenes Jahr dort erfolgreich. Bei der Präsentation seiner Biografie Ende April waren auch Jugendliche aus Mahlow und Birmingham dabei – Begegnungsreisen von jungen Leuten aus Deutschland und England finanziert der von dem Neonazi-Opfer begründete „Noel-und-Jacqueline-Martin-Fonds“. Martin hat ihn nach der Tat gegründet, um potenziell rechtsgerichtete Jugendliche aus Brandenburg mit Farbigen aus England zusammenzubringen. Doch die Zusammensetzung der vergangenen Reisen entsprach zum großen Teil nicht diesen Vorstellungen.
Enge Freunde von Noel Martin kritisieren zudem, dass der Fonds zwar von der Stiftung Großes Waisenhaus zu Potsdam finanziell verwaltet werde, es aber keinen Beauftragten gebe, der sich länderübergreifend langfristig um Konzeption und Durchführung der Reisen kümmert. Auch Robin Vandenberg Herrnberg, Vertraute von Noel Martin in Berlin und Autorin seiner Biografie, hofft, dass künftig etwa vom Land ein Hauptverantwortlicher für den Fonds eingesetzt wird. kög
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